Ich bin schon kurz zu Beginn dieses Beitrags kurz vor der obligatorischen Apple-Rage. Denn was offenbar bis jetzt niemandem klar war: Apple bescheißt Käufer des iPhone 8 auf einem (zugegeben nicht) ganz neuen Niveau, wenn es um die Animoji-Frage geht. Die Frontsensoren sind für die nette Spielerei gar nicht notwendig.

Okay, klar: Apple will das iPhone X lieber verkaufen, als das iPhone 8 und das iPhone 8 Plus. Die Leute wollen das ja auch lieber haben, wie wir an den Verkaufszahlen schon vor wenigen Wochen sehen konnten. Das Design ist dank der schmalen Ränder und des tollen screen-to-body Verhältnisses ja auch Äonen von den Blöcken entfernt, die Apple seit Jahren verkauft hat und eben auch jetzt noch mit dem 8er iPhone anbietet. Ein Punkt, den diejenigen die das neue Smartphone bereits besitzen aber immer wieder begeistert, sind Animoji.

Die animierten Emoji (wer aufgepasst hat, weiß jetzt, wo der Name herkommt), die eure Kopfbewegungen und Gesichtszüge auf die Smileys, Tiere, Aliens und Kothaufen übertragen sind der heiße Scheiß und haben zu einem neuen kleinen Sport geführt, den man gerne als Animoji-Karaoke bezeichnet.

Bis jetzt waren aber so ziemlich alle davon ausgegangen, dass diese Funktion nur auf dem iPhone X verfügbar ist, weil dieses eben durch die fortschrittlichen Sensoren im vieldiskutierten Notch möglich sind. Hier wird über einen kleinen Infrarot-Projektor ein Netz aus Lichtpunkten auf das Gesicht des Nutzers projiziert, um ein dreidimensionales Bild des Gesichts anzufertigen, was weniger leicht auszutricksen sein soll, als bisherige Gesichtserkennung. Wie gut das nur manchmal klappt, zeigen aktuelle Fälle.

Wie Marques Brownlee aber jetzt in seinem Testbericht zum iPhone X aufzeigt, werden für die Animoji aber gar nicht die zusätzlichen Sensoren in der Front genutzt. Sondern ledilgich die Frontkamera…

 

Hier die Stelle aus Marques‘ Video:

 

Kunden bescheißen

Und hier merke ich jetzt wieder, wie es anfängt in mir zu brodeln. Apple verkauft das iPhone X ohnehin hundertmal besser, als die anderen beiden Geräte, weil diese nunmal zugegebenermaßen steinzeitlich gegenüber dem 1200€-Gerät aussehen. Aber ein Feature „that you will love“ wie Tim Cook selber bei der Präsentation versprach hätte auch auf jedem anderen iPhone verfügbar gemacht werden können. Auf jedem. Auch euer altes, schmuddeliges und gar nicht mehr so 2017-iges iPhone 6 (gehen wir mal vom aktuellen iOS aus) könnte Animoji darstellen. Weil die Software eben lediglich das Bild der Fronkamera verwendet, um die Animation auf das Emoji zu übertragen.

Apple zieht hier also einen regelrechten Pixel ab (schlage ich offiziell als Fachbegriff dafür vor, Kunden mit künstlich vorgehaltenen Funktionen zu neuren Geräten zu locken), indem man eben wie seinerzeit Google ein Feature nicht für die Breite Masse der Nutzer verfügbar macht.

Und ja: ich habe mich damals genau so über die Konkurrenz aus Mountain View geärgert, die den Google Assistant (und jetzt beim Pixel 2 mit Google Lens) auch eine ganze Zeitlang nur die Pixel-Smartphones bedient hatten. Immerhin hat Google aber bekanntermaßen diesen mittlerweile auch für alle Android-Geräte ausgerollt.

Bei Apple darf man indes wohl nicht davon ausgehen, dass die die Animoji jemals auf ältere Geräte, bzw. ein anderes als das iPhone X bringen werden.

 

Ja, Animoji sind kein Kaufargument. Für mich. Aber schaut euch doch noch rückblickend einmal die Reaktionen der Welt an, am Tag nachdem Apple das mäßig gut gehütete Geheimnis, das das iPhone X war, bekannt gemacht hatte. Alle sprachen über zwei Dinge: das neue Entsperren mittels FaceID und Animoji, die ja (und jetzt sind wir eines Besseren belehrt) nur mithilfe der neuen Sensoren möglich sind und darum nur im iPhone X zu finden sind.

 

Von Michael

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