Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nicht ziemlich euphorisiert bin, von dem was ich heute Abends gehört und gesehen habe.

Googles ATAP Team hat soeben den ersten Teil der Project Ara Pressekonferenz beendet und es wurde einiges mitgeteilt, was bei mir kleine „yeah“s bewirkt hat und auch mindestens ein „hmmm“.

Aber bevor wir anfangen, will ich euch die Gelegenheit geben, ein paar Impressionen zu sammeln:

 

 

 

All das könnte Project Ara werden. Aber so weit sind wir noch nicht.

project ara dev conference konferenz (83)

Zur Zeit steht Project Ara in einer Phase, die man intern als SPIRAL 2 bezeichnet, kurz zusammengefasst heißt das „wir haben schon viele Teile, aber arbeiten noch daran, den Puzzlerahmen zu verfeinern“. Es gibt schon die ersten Module mit 3G-Modem, sowie Module mit mächtigen Prozessoren, wie dem NVIDIA Tegra K1, aber das Zusammenspiel muss noch getuned werden. Im obigen Bild sehen wird, dass es eine SPIRAL 3 geben wird, in der unter anderem auch ein LTE-Modul inplementiert werden wird, aber auch ein verbesserter Umgang mit den Ressourcen der Batterien ermöglicht werden wird (dieser Abschnitt kommt im 2. Quartal 2015). Den Pilot-Release von Ara sehen wir aber erst (irgendwann) 2015 – und auch zuerst in Puerto Rico.

 

Man hat Puerto Rico als Ort für den ersten öffentlichen Test gewählt, da es für das Ara-Team die besten Voraussetzungen bietet: mehrere amerikanische, latein-amerikanische und lokale Netzanbieter, eine hohe Diversität was die benutzten mobilen Geräte betrifft und ein besonders hoher Anteil an Internet-Benutzer, die ausschließlich das Smartphone nutzen.

project ara dev conference konferenz (78)

 

Leider heißt das ebenfalls, dass man mindestens nach Puerto Rico reisen muss, um noch 2015 ein Ara Smartphone in der Hand halten zu können. Denn ich gehe ehrlichgesagt nicht davon aus, dass das modulare Smartphone noch dieses Jahr in den weltweiten Verkauf gehen wird.

 

Jetzt, wo wir diesen Schreck verdaut haben, können wir uns mit dem Gerät den Einzelteilen befassen:

Das sogenannte Endo bietet das Skelett, auf das die Module gesteckt werden. Entgegen der ersten Planungen wird es zu Anfang lediglich ein Endo geben, das über 2 (2*2), 2 (1*1) und 4 (2*1) Modul-Slots verfügt. Das ändert nichts an dem Plan, auf lange Sicht auch kleine, größere oder auch anders geformte Endos auf den Markt zu bringen.

 

Die einzelnen Module sind zumindest in der Theorie vollkommen frei. In den obigen Bildern sieht man in den größeren 2*2 Modulen zum einen einen Akku und zum anderen die CPU-GPU-Einheit. Aber theoretisch könnte auch ein 2*1 Modul eine Batterie sein oder eine Kamera (sofern es benötigt wird) einen großen Slot einnehmen. Man hat viel Wert darauf gelegt, zu betonen, dass jeder Slot jede Art von Modul behausen kann. Außerdem – und das finde ich besonders cool – kann das Endo zum einen zwei Batterien gleichzeitig halten und das Gerät managed die unterschiedlichen Stromquellen korrekt. Sollte man aber spontan das Akku-Modul tauschen müssen, so unterstützt der aktuelle Prototyp bereits eine etwa 30-sekündige Zeitspanne komplett ohne Akku, weil man diesen austauscht. Die Finale Version soll bis zu zwei Minuten in einer Art idle-Modus verbleiben können, ohne einen eingesetzten Akku, bevor das Gerät komplett ausschaltet. Mehr als genug Zeit um ein neues Akku-Modul einzusetzen.

 

Ich erspare euch die Details der Kommunikation und Adressierung der Module innerhalb des Geräts – so viel sei gesagt: Es wird auf eine Technik und Sprache unter den Modulen gesetzt, die eine Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 10GBit/s erlauben – genug um eine flüssige Benutzung zu garantieren.

Die Module verbinden übrigens über eine besondere Art von Kombination aus Dauer- und Eletromagneten. Auch das würde vielleicht den Rahmen sprengen, aber die Halterung garantiert, dass jedes Modul fest im Endo sitzt und nicht aus Versehen entfernt wird.

 

Apropros entfernen: möchte man ein Modul austauschen, wird man dafür lediglich eine App aufrufen, die jedes der Module abbildet und mit einer Wisch-Bewegung das Modul virtuell aus dem Endo heraus ziehen und daraufhin löst die Magnet-Verbindung und man kann das Modul tatsächlich entfernen.

Eine der Fragen, die übrigens sehr früh aus dem Publikum kam, war, wie es das Team von Project Ara lösen wolle, dass die Firmware der Module zeitnah durch sie aktualisiert würden – und die Antwort war so simpel, wie sie genial war „das tun nicht wir, sondern ihr“. Und das ist der Punkt, der mich tatsächlich hoffen lässt, dass es bei Ara ebenfalls um eine Art Nexus handeln könnte: Das OS kommt von Google, die Firmware von den Herstellern der Module – so muss man nicht auf den einen warten, wenn man „nur“ seine Firmware aktualisieren will. Genial auf dem Papier – ich hoffe, dass es auch in der Praxis so laufen wird.

 

Aktuell läuft die Entwicklerkonferenz noch und es werden weitere Informationen mit allen Interessierten geteilt – Vielleicht sehen wir ja im Laufe der Nacht oder des Donnerstags das eine oder andere Video von den Prototypen an sich – wir würden euch daran auf jeden Fall teilhaben lassen.

 

Fakt ist: Ara ist noch ziemlich weit von dern ersten echten Gerät entfernt. Puerto Rico wird das Testlabor sein – wir können aber davon ausgehen, dass auch die dort eingesetzten Geräte noch nicht final sein werden. Ich rechne nicht mehr mit einem Release in diesem Jahr (und wenn doch: kaum vor November). Aber jetzt, wo das Gerät die Teile, die Ara bilden fast greifbar sind und für Entwickler viele Möglichkeiten gegeben wurden, Soft- und Hardware für Project Ara zu entwickeln, wird genau das passieren.

Es bleibt noch einiges zu klären und zu verbessern, doch ich sehe das modulare Smartphone auf dem richtigen Weg und kann mir tatsächlich sehr gut vorstellen eines Tages mein aktuelles Gerät gegen ein selbst zusammengestelltes auszutauschen.

 

Zum Schluss will ich euch noch einmal ein paar Impressionen von Ara liefern:

Von Michael

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