Während in den USA aktuell die ersten Google Home-Geräte, die vorbestellt wurden, an die Kunden ausgeliefert werden, müssen wir uns hierzulande noch auf unbestimmte Zeit gedulden, bis das halbe Ei mit eingebautem Google Assistant hier verfügbar gemacht wird. Warum Deutschland genau noch ausgespart wird, konnte man bei Google noch nicht sagen. Aber vielleicht ist das nicht das Schlechteste, denn Google Home hat aktuell noch ein ziemlich großes Problem.

 

Zuerst: ich bin ohne es getestet zu haben, jetzt schon ein Fan von Google Home. Die Möglichkeit, meine Heimautomation, wie etwa die Beleuchtung, aber auch die Wiedergabe von Musik oder Videoclips ohne irgendetwas berühren zu müssen, starten zu können reizt mich sehr! Und wer die vielen Google Dienste nutzt, der kann sich seine anstehenden Termine aufzählen lassen, Notizen zu Google Keep hinzufügen, usw. – weil ja alles über den eigenen Google Account miteinander verbunden ist.

 

Das Account Dilemma

Und das ist auch das Problem: Google Home funktioniert nur jeweils mit einem Account. Deinem Account. Meinem Account.

Bei dem Szenario, das Google also in einem der Demo-Videos zeigte, bei dem die ganze Familie abwechselnd in verschiedenen Szenarien mit dem Assistant gesprochen hatte, lief also jeder Befehl über einen Account (vermeintlich der des Vaters). Wenn also der kleine Sohn mit dem selbstgebastelten Astroonauten-Anzug nach der Milchstraße fragt, wird das in das Profil des einen Accounts mit einfließen.

Denn Google arbeitet so, dass diverse Dienste auf euren Interessen und Suchen basieren. Google Now (bzw. jetzt der Google Feed) etwa zeigt nur Themen an, die laut eurer Historie relevant für euch sind oder sein könnten.

Es ist also ein leichtes, sich folgendes Szenario auszumalen: ihr kauft ein Google Home und zeigt es total stolz allen Leuten, die bei euch zu Besuch kommen. Und natürlich will jeder das Gerät mal ausprobieren. Und natürlich sind wir alle nur körperlich erwachsen. Also wird es unweigerlich zu Fragen kommen, wie „wie groß ist der Penis eines Blauwals?“ oder „zeige Bilder von David Hasselhoff am Strand“ oder „spiele alle Lieder von Helene Fischer“. Herzlichen Glückwunsch: ab jetzt werden dir Videos von Helene auf YouTube vorgeschlagen, du bekommst im Google Feed Bilder zu den größten Genitalien im Tierreich und Beiträge einschlägiger Klatsch-Zeitschriften zu alternden Schauspielern angezeigt.

Von dem das-Kind-nutzt-Google-Home-Szenario wollen wir gar nicht anfangen. Anstelle von VSauce und Veritasium könnte Emily Erdbeere und Lillifee bald euer YouTube-Autoplay bevölkern.

 

Google Home (8)

 

Googles Workaround

Und jetzt werden sich viele denken „ja, aber das bedenkt Google doch. Da gibt es doch einen Workaround für, oder?“ – gibt es nicht, nein. Denn Google sagt selber, dass Google Home nur einen Account unterstützt und nicht zwischen verschiedenen wechseln oder zwischen verschiedene Stimmen unterscheiden kann.

Today, Google Home only supports a single account on the device — but you can use multiple accounts with your music services. (…) Currently, we don’t have an ability to differentiate users by different voice patterns.

Das einzige, was Google für dieses Problem anbietet, ist dass man die Berechtigungen von Google Home einschränken kann, indem man den Zugriff auf Informationen aus etwa dem Kalender oder Gmail entzieht. Aber das ist ja genau das Gegenteil von dem, was Google Home können soll: nämlich mir bei der Verwaltung und der Aufbereitung meiner für mich relevanten Informationen helfen.

Die einzige Möglichkeit, die einem bleibt, die Sprachbefehle und Suchen, die Freunde, Familie und Bekannte in Google Home gesprochen haben, zu entfernen ist, im Nachhinein in die Google Account Einstellungen zu manövrieren und die jeweiligen, gespeicherten Befehle manuell und einzeln zu löschen.

Der beste Tipp, den Google hier gibt, ist schlicht das Gerät nicht unbeaufsichtigt zu lassen:

If someone is in the room, they have access to your Google Home. … You shouldn’t leave your Google Home where people you don’t trust can access it if you have given Google Home access to information you consider confidential.

Das Szenario, dass „ein Hacker“ Google Home persönliche Daten abfragt ist wohl eher nicht so sehr wahrscheinlich. Aber mal ehrlich: wenn ihr bei einem guten Freund wärt, der ein Google Home besäße, würdet ihr nicht heimlich, wenn er gerade mal in der Küche ist, einfach mal irgendetwas suchen lassen, was euch gerade in den Sinn kommt? Na klar. Ich ja auch.

 

Zugegeben: Amazons Echo steht vor dem selben Problem. Schlimmer noch: in den USA kann Echo sogar Bestellungen bei Amazon tätigen – es könnte also theoretisch jemand eine XBox oder ein Fahrrad bei Amazon bestellen lassen, indem er es dem Zylinder einfach sagt.

 

Google gelobt Besserung

Tatsächlich hat sich bereits ein Google-Mitarbeiter zu diesem Thema geäußert und kurz und knapp gesagt, dass man das dieses Problem kenne und ernst nehme und an einer Lösung arbeite. Immerhin. Wie diese Lösung aber aussieht, kann ich mir ehrlichgesagt gerade noch nicht so recht ausmalen.

Das könnte allerdings der eine Vorteil sein, den wir hierzulande aus der Verzögerung beim Marktstart von Google Home ziehen können. Wenn das Gerät irgendwann in Deutschland verkauft wird, könnte es eventuell bereits nur bestimmte, autorisierte Stimmen akzeptieren und darüber filtern, was in eurer und meiner Historie landet. Abwarten.

 

 


via computerworld

Von Michael

2 Gedanken zu „Google Home hat ein großes Problem, das vielleicht noch nicht allen klar ist…“
  1. War mir leider bereits am ersten Tag klar, dass Home nur mit einem Account umgehen kann. Wundert mich auch nicht, denn Google hat es noch nicht geschafft, mein „OK Google“ auszumachen. Wenn der Kollege „Ja, OK Herr…“ in sein Telefon brüllt, reagiert mein Smartphone. Da muss nicht mal „Google“ mit ausgesprochen werden. Interessanterweise passiert nichts, wenn ich „OK Nudel“, „OK Pudel“, „OK Rudel“ o.ä. sage.
    Wie soll da Google in seinem tollen Google Home da auch zwischen verschiedenen Accounts unterscheiden können? Mal ganz abgesehen davon, dass es bei mir irgendwie am Usecase von Google Home mangelt, bräuchten wir dann einen extra Account für Home. Dann wiederum klappt es nicht mit „Was ist mein nächster Termin“ oder „Zeige mir Bilder von Kind X“. Alles in Allem in meinen Augen nicht ausgegoren, was Google da vertreibt. Ist auch nicht das erste Mal und wird nicht das letzte Mal sein.
    Wäre ich Single und kein techikaffiner Familienvater, würde mich dieses Betaprodukt schon reizen.

  2. ich habe bereits den beschriebenen fall in der praxis erlebt, da das handy menes 10 jährigen sohnes über den selben account läuft, wie meines.
    zum glück ist mein sohn dabei verhältnismäßig verantwortungsvoll und als nebeneffekt bekomme ich so auch mit, was für sachen auf youtube er sich so rein zieht.
    es ist aber natürlich genau, wie ihr das beschreibt.
    zum einen hat er eine zeit lang meine hangouts anchrichten bekommen.
    zum anderen kann ich regelmäßig minecraft lets play videos aus meinen empfehlungen löschen und über dehner weiß ich jetzt auch mehr, als mir lieb wäre.
    bei home hat google so gesehen definitiv ein beta produkt hin gelegt.
    aber wie thomas so treffend sagt: das war nicht das erste und wird nicht das letzte mal sein.
    google now funktioniert bei mir übrigens – meistens – sehr gut.
    nur im auto hat es probleme.

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