TL;DR
Insgesamt hat mich das Trooper 451 eher enttäuscht. Schlechtes Display, miese Kamera, unzufriedenstellende Performance, klitzekleiner Speicher. Das Smartphone ist allerhöchstens was für den Ausflug, für den einen das „gute“ Smartphone zu gut ist. Schade, sonst bin ich Fan der Marke Kazam – aber für das Trooper 451 kann ich guten Gewissens nur.
Wenn euch interessiert, warum – dann lest einfach weiter.
Ganz ohne Scherz: ich bin mittlerweile ein richtiger, kleiner Fan von Kazam. Seit wir die Herrschaften auf der IFA 2014 das erste Mal kennengelernt haben, haben sie mich mit ihren Smartphones nicht enttäuscht – im Gegenteil: die zwei Geräte, die wir bereits testen konnten (darunter das Tornado 348 mit gerade einmal 5,1mm Dicke) haben mich schon ziemlich begeistert.
Darum habe ich mich auch gefreut, als wir das Trooper 451 zum Testen erhalten haben. Aber ich muss die Spannung vorweg nehmen: so richtig Spaß hatte ich bei der Nutzung dann doch nicht.
Das Trooper 451 von außen
Schaut man sich das Kazam Trooper 451 von außen an, unterscheidet es nicht allzuviel von anderen 5-Zöllern – großes Display, Frontkamera neben dem Ohrhörer, kapazitive Tasten unterhalb des Displays, auf der Oberseite findet man den Kopfhöhrer- und USB-Asnchluss und hinten dann eine Kamera mit LED-Blitz und einen Lautsprecher. Es besteht – sehen wir mal vom Display ab (duh!) – komplett aus Kunststoff. Das fühlt sich gar nicht übel an – es muss nicht immer Metall und Glas sein. Ich hatte das Trooper 451 in dunkel-grau / anthrazit und muss sagen, dass es rein optisch gar nicht so übel ist. Das Smartphone ist 141x72x9 mm groß und 164 Gramm schwer – nicht unangenehm musste ich feststellen. Es geht zwar kleiner und leichter (auch in der 5-Zoll-Kategorie), aber weder die Maße noch das Gewicht empfand ich als unangenehm.
Schaltet man das Trooper ein, begrüßt einen dann der 5 Zoll große Bildschirm. Der löst mit 845×480 Pixeln auf – ja genau: 480p. Und das sieht man leider auch. Bei einer Pixeldichte von 196ppi erscheinen die meisten Inhalte zwar nicht per se pixelig, aber man merkt einfach, dass irgendwas komisch ist, wenn man auf das Bild schaut und höhere Auflösungen gewöhnt ist. Leider ist das auch nicht der einzige Kritikpunkt am Display: das ist nämlich sowas von gar nicht blickwinkelstabil, dass man kaum Spiel hat, das Smartphone zu neigen oder zu kippen, weil die Farben so schnell kippen… Was mir außerdem negativ aufgefallen ist: das eigentliche Display sitzt verhältnismäßig weit hinter dem Glas. Hier ist sicherlich 0,5-0,75mm Luft zwischen den beiden Ebenen. Das stört zwar nicht unbedingt beim Benutzen, es fällt aber manchmal auf, wenn man schräg auf das Smartphone schaut.
Auf der Vorderseite unterhalb des Touchscreens finden sich 3 kapazitive Tasten für zurück, Home und Optionen. Wobei letztere ganz eindeutig ein Multitasking-Symbol anzeigt, wird eben das nur nach längerem Drücken angezigt. Muss man vielleicht nicht versetehen. Unter der Rückseite verbirgt sich übrigens ein 1.800mAh starker Akku, zu dem ich später komme, sowie ein Slot für Micro-SD-Karten und zwei SIM-Karten-Einschübe.
Das Trooper 451 von innen
Im Inneren des Smartphones werkelt ein 1,2GHz Quadcore (ARM sc8830), der von 512MB RAM unterstützt wird. Leider hatten die zusammen aber nicht genug Puste, um ein ordentliches Arbeiten oder Daddeln mit dem Trooper möglich zu machen. Machnmal lief das Gerät rund und öffnete Apps zügig – manchmal aber musste ich gefühlte Ewigkeiten darauf warten, dass überhaupt etwas passierte. Das konnte beim Tropper 451 schon mal ganz gerne 4 Sekunden und länger dauern. Und das hat am meisten genervt.
Der große Zocker bin ich bekanntermaßen ja nicht – trotzdem habe ich mal ein paar Spiele versucht zu installieren – alles, was etwas rechenintensiver ist, ging aber mit großen Schritten in Richtung unspielbar und kleinere Casual-Games führten dann oft wieder dazu, dass der Wechsel zurück zum Launcher oder einer anderen App wieder mehrere Sekunden dauerte.
Dabei kann man auch nicht jedes große Spiel installieren, da der interne Speicher mit effektiv 2,31GB (davon 1,55GB verfügbar) wirklich arg klein bemessen ist. Ein paar Standard-Programme, ein wenig Musik und dann ist man schon im dreistelligen MB-Bereich – hier würde es eng mit größeren Spielen.
Das Trooper 451 funkt übrigens mit maximal HSDPA, der Empfang war gut – hier konnte ich keine Probleme feststellen, die ich nicht auch mit anderen Smartphones habe.
Und wie ist es jetzt, das Trooper 451 zu benutzen?
Ich hatte mal einen Professor, der uns riet, bei schwierigen Fragen grundsätzlich zu sagen „es kommt drauf an“. Das würde ich jetzt auch gerne sagen – die Wahrheit aber ist: in den Tagen, in denen ich das Trooper 451 als mein Haupt-Smartphone eingesetzt habe, hatte ich keinen Spaß daran. Natürlich könnte man mir vorwerfen, dass ich auch durch die Smartphones, die ich persönlich einsetze und andere Testgeräte verwöhnt bin, aber ich habe nach wenigen Stunden im Grunde nur darauf gewartet, dass das Smartphone wieder eine Denkpause einlegt. Und ich wurde selten enttäuscht.
Dabei hat Kazam am Betriebssystem im Grunde gar nicht herumgeschraubt; kein Skin, keine Anpassungen, nur einige wenige Apps. Von denen waren manche auch ganz nett – zum Beispiel der File Explorer, die Taschenlampe, eine Notizen App mit dem Namen Label, eine eigene Backup-Lösung für App-Daten und natürlich Kazams Rescue-App (eine Fernzugriffslösung). Übrigens ebenfalls an Bord ist der sehr populäre Dolphin-Browser für alle, die Chrome nicht benutzen wollen.
Nicht, dass mich jemand falsch versteht: Man kann das Trooper als sein einziges Smartphone benutzen – aber dann muss man sich eventuell auf Kompromisse einlassen. Die Performance ist ein Punkt, das Display mit seiner relativ geringen Auflösung ein anderer. Manchmal fällt es gar nicht auf, dass das Trooper lediglich mit 480p auflöst – spätestens aber, wenn man ein YouTube-Video schaut, wird man stutzen, dass die Qualität so grottig ist. Das liegt dann aber leider daran, dass man nichts oberhalb von 360p einstellen kann. Und das sieht auf einem 5 Zoll großen Display leider ziemlich fies aus. Ebenso, wie die Anzeige im Tageslicht oder im Sonnenlicht – denn wenn die Sonn‘ schön sching, erkennt man fast gar nichts auf dem Display. Nicht, weil es dunkel ist (es ist zwar nicht das hellste, was ich je gesehen habe, aber war doch bei normalem Tageslicht ausreichen), sondern weil sich hier dann die schlechten Blickwinkel rächen. Neigt man das Display etwas zu weit, weil es sonst reflektiert, erkennt man trotzdem nichts, weil Farben und Kontrast so verzerrt werden.
Und wo wir gerade bei YouTube sind: der Lautsprecher des Trooper 451 war gar nicht mal so übel! Ein wenig lauter hätte er wegen mir sein können, aber die Klangwiedergabe war wirklich sehr solide für ein Smartphone. Natürlich darf man hier genauso wenig, wie bei anderen Geräten wummernde Bässe erwarten, aber er klang weder blechern, noch sonderlich dünn und wenn man davon absieht, dass es sich leider auch hier um einen rückwärtigen Lautsprecher handelt, kann man ihm nichts anderes ankreiden.
Ebenfalls vernünftige Leistung brachte der 1.800mAh große Akku. Das erscheint zwar in den heutigen Zeiten recht klein, aber so sehr viel muss der Akku ja zugegebenermaßen beim Trooper nicht versorgen. Ich habe es damit über den Tag geschafft. Mal besser, mal schlechter – aber auf jeden Fall ist dem Smartphone nicht schon am Nachmittag die Luft ausgegangen. Für Leute, die mit dem Smartphone weniger machen, könnte der Akku vielleicht sogar 2 Tage schaffen.
Der dritte Punkt, der jedoch einen Kompromiss erfordert, ist auf jeden Fall
Die Kamera
Das Trooper 451 verfügt über 2 Kameras: auf der Vorderseite findet man eine 0,3 Megapixel Kamera und die reicht wirklich nur für die nötigsten Selfies – wobei auch hier wieder beachtet werden sollte, dass man sich bei sehr hellem Umgebungslicht auf dem Display manchmal gar nicht sieht – bewegt man sich allerdings in dunklen Räumen, wird die Qualität der Fotos deutlich in Mitleidenschaft gezogen. Selfie-Freunde werden hier sicherlich nicht glücklich.
Die Hauptkamera löst dagegen mit 5 Megapixeln auf – kein Meilenstein, gemessen an heutigen Standards, aber auch die konnte mich nicht so recht überzeugen. Das lag allerdings nicht unbedingt nur an der Qualität der Bilder. Ich hatte nur auf Teufel komm raus keine Möglichkeit, das Bild manuell zu fokussieren. Ich habe diverse Kamera-Apps (neben der, die von Kazam geliefert wird) ausprobiert und alle führten zur selben Erkenntnis: das Trooper 451 kann nicht fokussieren…? Mit Entfernungen, die in Richtung unendlich gehen, hatte die Kamera keine Probleme, aber alles, was näher als 50cm war, wurde konsequent unscharf fotografiert. Häufig hatten die Fotos einen leichten bis deutlichen Blaustich und manchmal kam trotz eines vermeintlich ausreichenden Abstands zum Objekt nur eher Pixel-Brei heraus. Schade.
Mein Fazit
Jetzt lüften wir erst einmal die Frage, wie viel denn das Kazam Trooper 451 überhaupt kostet – denn das muss auf jeden Fall mit bedacht werden, wenn man die obigen Kritikpunkte betrachtet: Aktuell bekommt man den 5-Zöller für um die 100€ online zu kaufen. Die Frage ist jetzt nur: lohnen sich die 100€ für dieses Smartphone?
Ich sage ganz klar: es kommt drauf an. Ich kenne Leute, die mir sagen „Micha, mein Handy muss nur telefonieren können, sonst nix!“, „Ich brauche keine Spielereien oder sowas. Ein paar Fotos und SMS, das reicht mir.“ und das glaube ich diesen Leuten auch. Aber ob für so jemanden das Trooper noch was wäre? Auch Smartphone-Nutzer mit wenigen Ansprüchen ärgern sich gerne, wenn ein Gerät immer wieder mehrere Sekunden lang gar nichts tut. Auf der anderen Seite: für 100€ bekommt man deutlich schlechtere Geräte. Auch im Kamera-Bereich (trotz des fehlenden Fokus) deutlich schlechteres. Die Verarbeitung ist trotz des unzufriedenstellenden Displays und der mal-so-mal-so Performance dennoch besser, als bei anderen Smartphones in der Preisklasse. Und in keinem Fall hat man bei denen die 1-jährige Display-Tausch-Garantie, die bei jedem Kazam-Smartphone inklusive ist – wem also auch durch Eigenverschulden das Display splittert oder reißt, dem ersetzt Kazam dieses einmalig. Vielleicht kann man das Trooper 451 also für einen Camping-Ausflug oder ein Festival mitnehmen (sofern man auch eine „richtige“ Kamera mitnimmt), wenn einem das Hauptgerät dafür zu schade ist…?
Am Ende bleibt mir nur, was ich im Titel schon angekündigt hatte: für mich hat Kazam mit dem Trooper 451 am Ziel vorbei geschossen.