Google hat sich bisher schon mehrfach als sehr kompetent bewiesen, wenn es darum geht, konkurrierende Dienste anzubieten. Jetzt will man den ersten Schritt tun, zwei solcher Dienste zusammen zu führen.
Sehen wir es mal nüchtern: Google hat nicht unbedingt ein Händchen dafür, diesen einen Dienst zu veröffentlichen. Nehmen wir Kommunikationsdienste: hier haben wir schon sehr lange Google Hangouts mit allen seinen Funktionen, die es schon seit Jahren bietet – dann kam die Messenger-App, die Hangouts später den SMS-Support abnahm, dann kam Allo, der genau wie Hangouts ein Instant-Messenger ist und zu guter letzt Duo, der zwar auf frische Art die Videotelefonie umsetzt, aber letzten Endes eben nur das bietet – genau wie Hangouts. So einen Kampf um den Platz als Messenger würde man von zwei verschiedenen Anbietern erwarten, aber eben nicht von nur einem Unternehmen.
Google scheint damit zwar grundsätzlich kein Problem zu haben, wenn es aber um zahlende Kunden geht, überdenkt man aber zumindest den bisherigen Ansatz. In einem Interview mit Lyor Cohen, dem ‚Head of Music‘ bei YouTube bestätigte dieser The Verge gegenüber, dass man die beiden Bezahl-Musik-Streaming Dienste YouTube Red (inklusive YouTube Musik) und Google Play Musik zusammenführen wolle.
Music is very important to Google and we’re evaluating how to bring together our music offerings to deliver the best possible product for our users, music partners and artists. Nothing will change for users today and we’ll provide plenty of notice before any changes are made.
Beide bieten die Möglichkeit, für runde $10 pro Monat Musik, bzw. im Fall von YouTube Red Musikvideos, aus einem Pool von Millionen Liedern zu streamen, wie es auch andere Anbieter tun. YouTube Red als Paket beinhaltet darüberhinaus einige exklusive YouTube-Inhalte und deaktiviert das Abspielen von Werbung sowohl bei der Musikvideo-Lösung YouTube Musik, wie auch dem „regulären“ YouTube. Google Play Musik bietet außerdem seit einigen Monaten ausgewählte, vorgefertigte Playlists für etwa die Arbeit, Sport, Montagmorgens oder einen Abend mit Freunden. Das neue Paket, das noch keinen Namen hat (wie wäre es mit Amazon Google Prime? ;) ) würde also folgende Inhalte bieten:
- Musikwiedergabe und Streaming aus „Millionen von Songs“
- vorgefertigte Playlists
- YouTube ohne Werbung
- YouTube Kids ohne Werbung
- exklusive YouTube-Inhalte
- Musikvideos
- Download von Videos
Das gibt es doch schon
Und jetzt sind wir wieder beim ursprünglichen Thema. Wer in den Staaten, Mexico, Kanada und einigen weiteren Ländern bereits monatlich für YouTube Red bezahlt, der erhält bereits jetzt dieses Paket an Leistungen. Google hatte in eine YouTube Red subscription schon von Anfang an auch eine Mitgliedschaft in Play Music All Access integriert. Allerdings benötigt man dafür derzeit noch 3 Apps: Play Musik, YouTube und YouTube Musik. Innerhalb der regulären YouTube App einen „Musik“-Abteilung zu öffnen war offenbar nicht möglich (oder nicht gewollt).
Ich gehe mal schwer davon aus, dass viele Nutzer von entweder YouTube Red oder Google Play Musik gar nicht wissen, dass sie das eine gleich mit abonniert haben, bzw. für das gleiche Geld Anspruch auf das andere hätten. Außerdem ist es leichter ein großes Paket mit Musik, Videos und exklusiven Inhalten ohne Werbung zu verkaufen, als diese Teleshopping- Idee von „but wait, there’s more“.
Spannend dürfte nur werden, für welchen Namen man sich entscheidet und ob, bzw. wann dies dann auch bei uns verfügbar gemacht wird. Auf YouTube Red warten wir nämlich noch immer, auch wenn es erst kürzlich einem User angeboten wurde.