Sony hat mit der SmartWatch 3 einen würdigen Nachfolger für die wirklich sehr gute, aber wenig beachtete SmartWatch 2 geliefert.
Ich habe es schon häufig angeführt: ich habe die SmartWatch 2 geliebt. Sie hatte bereits alles auf der Softwareseite richtig gemacht, indem nicht versucht wurde, ein Smartphone OS auf eine Uhr zu quetschen, sondern die Uhr eben nur als erweiterten Bildschirm des Handys zu sehen und sich vornehmlich auf Benachrichtungen und einige wenige praktische Apps zu beschränken.
Am meisten aber habe ich das Display der SmartWatch 2 gefeiert. Um die Uhrzeit oder die eingehende Nachricht zu sehen, musste ich die Uhr in den seltensten Fällen tatsächlich einschalten; Das von Sony verbaute Display ließ sich selbst bei schlechten Lichtverhältnissen noch sehr gut lesen. Das wiederum hat natürlich der Akkuleistung der Uhr in die Hände gespielt.
All das galt es nun für den Nachfolger mindestens genauso gut zu machen – und um eins vorweg zu nehmen: ich finde es ist gelungen.
Design und Tragekomfort
Die SmartWatch 3 ist nicht die schönste Smartwatch auf dem Markt. Sie kommt mit einem quadratischen Display, wie die LG G Watch, die Gear Fit oder Asus‘ Zenwatch. Und ja; noch ist Android Wear ein OS für rechteckige Displays. Aber das wird sich mit dem Update auf die Lollipopversion von Wear garantiert ändern. Genau, wie bei den dummen Uhren werden die meisten Menschen lieber eine runde Smartwatch tragen wollen, als eine eckige (spätestens wenn Apple die Apple Watch Round vorstellt ;) )
Das eckige Display ansich ist aber kein Minuspunkt – man gewöhnt sich auch von einer runden Smartwatch kommend sehr schnell wieder an 4 x 90°. Aber dieses Band…
Ich hatte es in dem Unboxing-Video schon erwähnt: dieses Gummiband fühlt sich genauso an: wie Gummi. Der Verschluss ist wirklich schick, lässt sich gut einstellen und hält bombenfest – aber unter so einem Vollgummi-Band fühle ich mich einfach nicht wohl. Leider gibt es die SmartWatch 3 aber noch nicht mit Metallarmband (das uns auf der IFA versprochen wurde). Ich hoffe, dass das bald nachgereicht wird, denn auch die anderen Farbvarianten sind leider nur wenig ansehnlich. Vor allem das Armband in knatsche-grün.
Der zweite Kritikpunkt bleibt: das „Uhrenteil“ der SmartWatch 3 wird einfach nur in das Armband hineingedrückt. Innen hält es ein dünner Kunststoffrahmen im Gummi des Armbands – und ich bleibe dabei: nicht so richtig fest.
Ja, ich gebe zu: nach oben löst sich das Innenteil vielleicht nicht so schnell, wie nach unten heraus, aber der Kunstsoffrahmen im Band ist nicht sonderlich stabil und könnte leicht brechen. In dem Fall könnte das Display samt Elektronik recht schnell heraus“fluppen“.
In meiner Testzeit ist es mir nicht passiert und ich wünsche es niemandem. Aber während ich mit meiner Moto 360 zu einer Runde Lasertag oder auch nur zum Sport gehen würde, hätte ich bei der Uhr von Sony wahrscheinlich immer wieder die Angst im Nacken, dass ich irgendwann auf den Arm gucke und die Uhr ist weg.
Im direkten Vergleich mit der Moto 360 wirkt die SmartWatch 3 auf jeden Fall aber deutlich mehr wie eine Smartwatch und fällt auch eher auf.
Drum und Dran
Die SmartWatch 3 ist schlicht gehalten. Auf der Vorderseite hat man ein schwarzes Gehäuse, eingefasst in Gorilla Glas mit dem Display, auf der Rückseite Metall und eine Klappe unter der sich der Micro-USB Anschluss befindet, den ich als deutlichen Pluspunkt und als Alleinstellungsmerkmal hervorheben möchte.
Keine der anderen Android Wear Smartwatches kann ohne Zubehör „mal eben“ nachgeladen werden. Für die SmartWatch 3 von Sony benötige ich nichts weiter, als die Utensilien, die ich auch für mein Smartphone nutze. Durch den stramm sitzenden Verschluss ist die Uhr mit verschlossener Lasche genauso wasser- und staubgeschützt wie die anderen Modelle.
Was man auf der Rückseite vergeblich suchen wird ist der Pulsmesser, den die anderen Uhren bieten. Sony hat darauf verzichtet und ich habe ihn nicht vermisst. Google Fit trackt meine Aktivitäten und nicht meinen Puls – und genau wie beim Galaxy S5 und Note 4 denke ich mir bei den Uhren „wann prüfe ich schon meinen Puls, außer zum Spaß und um es anderen zu demonstrieren?“…
Auf der Front findet man nichts, außer dem Mikrofon für die Sprachbefehle und einen Helligkeitssensor, der die Displayhelligkeit regulieren kann.
Und eben das
Display
Und das ist meiner Meinung nach das Highlight des SmartWatch 3. 1,6 Zoll mit 320*320 Pixeln, das gibt 282 PPI – also allemal scharf genug, dass man sich nicht an Pixeln stört. Die Farbwiedergabe ist gut und das Display ist in Räumen und bei schlechten Lichtverhältnissen gut beleuchtet.
Aber wo es im wahrsten Sinne briliert, ist im Außeneinsatz. Sony hat mit dem transflective Display ganze Arbeit geleistet – bevor ich etwas auf dem Nexus 5 erkenne (bei voller Helligkeit wohlgemerkt), reicht ein schneller Blick auf die Uhr. Tatsächlich verhält es sich, wie bei der SmartWatch 2: Je heller die Umgebung, desto besser ist die Uhr zu lesen. Wobei die Farben bei hellem Umgebungslicht etwas verfälscht werden; Schwarz ist eher Violett, andere Farben wirken etwas kräftiger, dafür dunkler, als im „normalen“ Betrieb. Dafür aber war die Sony Smatwatch fast immer besser abzulesen, als die Moto 360 von Motorola.
Da das Display in den allermeisten Situationen also ohne Hintergrundbeleuchtung zu lesen war, hatte 2 Folgen: 1. Ich habe die Beleuchtung fast immer auf das Minimum gestellt und 2. ich hatte das Display always on. Dabei bleibt das Bild erhalten, aber eben ohne Beleuchtung. Perfekt für die Uhr – ein schneller Blick auf das Ding und ich weiß wie viel Uhr wir haben und ob ich eine Nachricht habe.
Und das wiederum hatte eine gute und eine schlechte Seite; die gute: Die Uhr hielt auf diese Weise bei mir ganz locker 2 Tage. Ich hätte noch gut einen halben dritten Tag geschafft. Und wenn nicht – egal, ich kann schnell mit Mikro-USB Kabel nachladen. Der Akku der Uhr hat mich also wirklich zufrieden gestellt. Aber der Negativpunkt: Das Display kippt etwas schnell, wenn man schief darauf guckt. Erreicht man einen gewissen, kritischen Winkel, fallen die Farben und das Display wird schwieriger zu lesen. Und gerade bei einer Uhr will ich auch meine bei geneigtem Handgelenk aus dem Augenwinkel darauf spinksen und die Zeit lesen.
Performance
Das ist schnell abgearbeitet: Die SmartWatch 3 ist performant. Das einzige, was sie eventuell ausbremst ist Android Wear an sich. Hier hoffe ich auf ein baldiges Update auf 5.0W. Dann wird alles besser (bitte).
Fazit
Für fast 230€ bekommt man mit der SmartWatch 3 von Sony eine wirklich sehr gute Android Wear Uhr geboten.
Auch wenn mir momentan vor allen Dingen die Auswahl an (ausschließlich) Gummiarmbändern etwas aufstößt (schwarz, weiß, rosa, knallgrün), hoffe ich auf ein Metallarmband, dass der Uhr etwas mehr Eleganz verleiht.
Wo auch meine Moto 360 der Sony Uhr nicht das Wasser reichen kann, ist der Außeneinsatz. Wenn ihr viel draußen seid und euch auf dem Smartphone ständig das Sonnenlicht das Leben schwer macht, ist die SmartWatch 3 sicherlich richtig für euch. Wer aber eine schicke Android Wear Smartwatch sucht, ist vielleicht bei der Konkurrenz besser aufgehoben.
Ich persönlich hoffe aber, dass Sony mit der nächsten SmartWatch ebenfalls ein rundes Display mit der transflective Technologie verbaut. Dann wäre ich stark versucht zu wechseln.