LGs V30, Samsungs Note 8, Apples iPhone X, Googles Pixel 2… Es sind bereits einige sehr potente, große, schöne und schnelle Geräte veröffentlicht worden (oder werden es noch). Aber allesamt liegen bei irgendwas um die +/- 1000€.

Gerade unter Android sind die Zeiten schon länger vorbei, in denen man ein Nexus 4 für $349 (ja, das war damals der Preis bei Marktstart) kaufen kann. Mit den Geräten Nexus 5X und Nexus 6P hatte Google damals vielen Nutzern – darunter auch mir – vor den Kopf gestoßen, als man ein Nexus für 700€ und mehr verkauft hatte. Mit den Smartphones Pixel und Pixel XL (zum Testbericht) hatte man dann sogar noch einmal etwas drauf geschlagen und war damit offiziell auch in den damals noch als „Apple-Preise“ genannten Bereichen angekommen… Wo sind also die guten Geräte, die schnell Updates erhalten und dabei unter 500€ kosten?

 

Android One als neues „Nexus“ – nicht unwahrscheinlich

Ursprünglich war Android One ja als Programm für die „emerging markets“ gedacht und sollte den „next billion“ Nutzern ermöglichen für eben nur 100-200 Dollar ein fähiges Smartphone zu bekommen. Mit dem Mi A1 von Xiaomi, dem wohl kommenden Moto X4- und HTC U11 Life-Varianten für Android One kündigen sich gleich mehrere Geräte an, die aber eben nicht in die Kategorie Low-End fallen.

Das Nexus-Programm hatte sich ursprünglich durch eine attraktive Preisgebung in Kombination mit einer großen Nähe zu Google und Stock Android ausgezeichnet. Dadurch erhielten die Geräte besonders schnell, bzw. früh Sicherheits- und Betriebssystemaktualisierungen und dadurch natürlich auch mit als erste neue Features, die in Android integriert wurden.

Für die unter uns, die etwas näher am Geek-Sein dran waren (oder jetzt noch sind) war das eine optimale Lösung, um imme rzu den Ersten zu gehören, die eben diese nutzen konnten.

 

Natürlich gibt es nicht erst seit kurzem auch bei vielen Smartphones die Möglichkeit, eine CustomRom zu installieren, die teilweise ebenfalls besonders schnell von engagierten Heimentwicklern mit neuen Funktionen versehen werden und teilweise schon in sehr frühen Stadien eine neue Android-Version unterstützen. Wer wirklich gerne experimentiert und auch mal bereit ist ein wenig zu frickeln, der wird diesen Weg schon lange eingeschlagen haben.

Android One als eine Art neues Nexus – oder nennen wir es besser neue Google Play Edition könnte aber gerade die Frickeleien oder Experimente mit Alpha-Stadien von Rom-builds, nur um up-to-date zu sein umschiffen.

 

Google Play Android One Edition

Google hatte in 2015 nach nur rund 2 Jahren die Google Play Edition wieder gekillt, nachdem sich diese nicht so recht rentiert hatte. Die Idee war eigentlich super: aktuelle Geräte (damals das Galaxy S4 oder etwa das HTC One M8) mit Stock Android zur Verfügung stellen, die ihre Updates direkt von Google erhalten und eben auf zusätzliche Installationen von Software oder Skins verzichten.

Leider waren die Geräte letzten Endes Ladenhüter. Das lag aber wohl am ehesten am Verkaufspreis, der ungefähr bei dem lag, was die Geräte auch sonst gekostet hätten. Ich erinnere noch gut, wie der erwartete Begeisterungsapplaus damals ausblieb, als man das Galaxy S4 der Google Play Edition auf der Google I/O vorstellte und den Preis von „nur $649“ nannte. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Verständlich; schließlich war mal damals von den Nexus-Smartphones eben auch noch den günstigeren Preis gewohnt.

Android One könnte aber genau diese Idee wieder aufleben lassen. Zwar nicht mit den aktuellen Flaggschiffen, sondern mit Geräten, die eben eher in der Mittelklasse angesiedelt sind. Und wenn wir einmal ehrlich sind, reichen diese Geräte auch für die meisten Benutzer vollkommen aus.

Einer der größten Vorteile aber bliebe die Update-Geschwindigkeit bei Android One. Zwar werden die Aktualisierungen nicht von Google selber geliefert, sondern gehen noch einmal durch die Hände der Hersteller, aber da die Geräte höchsten kleinere Anpassungen oder zusätzliche Apps besitzen werden, (und Google sicherlich auch viel daran gelegen sein dürfte, dass sie priorisiert behandelt werden) werden diese dennoch zeitnah ausgerollt werden. Das ist auch in Zeiten von Sicherheitslücken, die immer wieder bekannt werden wichtig und nötig. Googles Pixel- und die letzten Nexus-Geräte erhalten monatlich ein Paket mit Bug- und Sicherheits-Fixes – das gilt auch für die Geräte des Android One-Programms. Und auch wenn viele Hersteller versuchen die Pläne einzuhalten, gibt es doch einigermaßen aktuelle Smartphones, die teilweise auf dem Sicherheitsstand von vor 2 Monaten sind.

 

Der Preis

…ist wohl neben den 42-Kern-Prozessoren und 3TB Arbeitsspeicher der andere Punkt auf der Waage, wenn es darum geht, was man sich wohl als nächstes Smartphone kaufen könnte. Und hier stechen die Android One-Smartphones schon jetzt die großen Namen der einschlägigen Hersteller aus. Mit dem Mi A1 ist das bisher teuerste der Geräte aus der Reihe veröffentlicht worden – für umgerechnet rund 250 Euro.

Ein Moto X4, das wir kürzlich als Android One Edition gesehen haben, ist zwar als reguläres Gerät von Motorola mit einem Verkaufspreis von etwa 400€ angekündigt worden, aber auch das liegt ja noch deutlich unter dem, was man für das Galaxy Note 8 berappeln muss.

Wenn also Android One der Idee des Programms für die eingangs erwähnten „emerging markets“ entwachsen würde und mit neuen Geräten aus der (oberen) Mittelklasse eine breitere Masse ansprechen könnte, wären sicherlich auch noch andere potenzielle Käufer gewillt, einen Preis von (sagen wir mal) 450€ +/- in die Hand zu nehmen, um sich ein solches Smartphone zu holen.

 

Das wäre für Google ein weiterer Bereich, den man in das hauseigene Portfolio von Geräten und Diensten aufnehmen könnte und gleichzeitig für die Hersteller der Geräte eine Möglichkeit, auf einem anderen Absatzmarkt, der im besten Fall auch von Google beworben wird, Geräte an den Kunden zu bringen. Quasi win-win.

 

Von Michael

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