Die Konferenz ist vorbei und Google hat insgesamt gar nicht so viele, großartige Neurungen angekündigt, wie man aus den letzten Jahren gewöhnt war. Aber was Neues präsentiert wurde: die Developer Preview von Android M.
Und Einiges wurde angekündigt:
Neue App Berechtigungen
Wir alle kennen das: man installiert eine App und bekommt eine teils lange Liste von Berechtigungen, die diese App auf dem Gerät haben will: Mikrofonzugriff, Kamerazugriff, Standortzugriff, Speicherzugriff… in regelmäßigen Abständen höre ich „wieso braucht die App das denn?!“ oder „dann können die alle meine Daten abgreifen!“ … Fakt ist aber: fast jede App braucht die Berechtigung auf den Gerätespeicher zugreifen zu können, um Daten zu speichern. So ziemlich jede App braucht Internetzugriff. Tastaturapps müssen natürlich die Rechte haben, Eingaben zu erkennen. Die Aluhut-Träger lassen sich da nicht eines Besseren belehren.
Darum begrüße ich die neue Herangehensweise von Google in Android M: Bei der Installation sieht man keine benötigten Berechtigungen mehr – statt dessen wird man bei der Benutzung der App einmalig im jeweiligen Fall gefragt, ob sie den Zugriff erhalten darf, wie am Beispiel von WhatsApp demonstriert:
Das passiert natürlich nur einmalig und muss nicht jedes Mal bestätigt werden, kann aber der allgegenwärtigen Angst die bei Berechtigungen herrscht, ein wenig die Wogen glätten. Denn auch nun kann man noch im Nachhinein Berechtigungen entziehen, wenn man das möchte:
Web Experience und App Links
Viele Apps agieren nicht ausschließlich innerhalb der Applikation – häufig können Links zu bestimmte Inhalten im Browser geöffnet werden. Das passiert bisher eben genau so: der Browser wird geöffnet. Mit M allerdings erhält der Chrome-Browser eine native Möglichkeit auch innerhalb einer App geöffnet zu werden (sicherlich auch eine Antwort auf die offene Sicherheitslücke der WebView-Komponente, die ja seitens Google nicht mehr für ältere Systeme unterstützt wird). Dabei wird jedoch der volle Funktionsumfang von Chrome unterstützt, wie etwa die Passwortspeicherung oder das Autofill-Feature:
Ebenfalls ein bekanntes „Problemchen“: wenn man aus irgendeiner App heraus einen Link öffnet, der mit einer anderen Applikation geöffnet werden könnte, schlägt das Betriebssystem vor, die Aktion mit der entsprechenden App, einer anderen oder vielleicht doch mit dem Browser auszuführen. Wenn man dann noch einen zweiten Browser installiert hat, kann man schnell vor einer 4-fach-Auswahl stehen. Das kann nerven.
Mit M kann besser bestimmt werden, welche die korrekte App für das Ausführen der Aktion ist:
Und somit für bestimmte Aktionen, wie eben Twitter-, YouTube-, Google+- oder Pinterest-Links direkt die korrekte App geöffnet werden.
Mobile Payments
Google Wallet war seinerzeit der Versuch mobiles Bezahlen zu etablieren. Leider ist es nicht nur bei uns kläglich gescheitert… Nun aber etabliert sich langsam aber sicher Apple Pay und auf dieser Welle schwimmt Android nun bald still und heimlich mit. Google führt in Android M das Bezahlen mit dem Smartphone ein – dabei kooperiert man mit diversen Banken und Kartenanbietern, sowie Mobilfunkanbietern. Das schöne daran: Mobile Payment wird von allen Androiden mit 4.4 KitKat oder höher untersützt werden. Voraussetzung natürlich, ist ein NFC-Chip.
Fingerprint Support
Hand in Hand mit dem mobilen Bezahlen geht die native Unterstützung von Android M für Fingerabdruck-Scanner. Diese werden bei verschiedenen Apps zum Einsatz kommen (und natürlich auch zum allgemeinen Entsperren des Geräts). Man hat viel Arbeit darein gesteckt, die Arbeit zwischen System und Sensor möglichst nahtlos zugestalten.
Power & Charging
In M wird auch die Energieverwaltung noch einmal besser verwaltet werden, als es bisher der Fall war: Geräte wechseln in einen doze-Modus, wenn sie nicht in Gebrauch sind (zum Beispiel, wenn sie einfach irgendwo liegen) und sollen so noch effizienter Energie einsparen. Im direkten Vergleich hielt der Akku eines Nexus 9 mit der Developer Preview von Android M doppelt so lange, wie der eines gleichen Geräts mit Lollipop!
Außerdem kündigte man noch den nativen Support von USB Typ C an und die Unterstützung aller Funktionen, die dieser Anschluss mit sich bringt.
Weitere Neuerungen: Google lernt aus den Wegen, wie ihr Content teilt und schlägt diese direkt im „Teilen“-Dialog vor, Lautstärkeregelung enthält nun ein Drop-Down, mit dem man nicht nur den Klingelton, sondern auch z.B. die Medienlautstärke regeln kann und eine direktere Möglichkeit, markierten Text zu kopieren oder auszuschneiden – ohne, dass irgendwo eine Leiste erscheint:
Tatsächlich war das für mich das Highlight der diesjährigen I/O – Google hatte kein neues Gerät vorgestellt und die Dienste und Funktionen, die angekündigt wurden, waren entweder schon bekannt oder haben nicht unbedingt jeden vom Hocker gerissen. Aber manchmal geht es eben auch darum das zu verbessern, was man schon hat, anstatt ständig das Rad neu erfinden zu wollen. ;)