TL;DR
Das Nexus 6P von Google und Huawei war nach dem Nexus 6 das zweite Phablet aus Mountain View. Allerdings hat hat man hier mit 5,7 Zoll ein etwas kleines Panel eingesetzt und das war auch gut so. Das 6P ist zwar nicht unbedingt ein Einhand-Gerät, aber die Größe kann zumindest ich gerade noch so handlen. Obwohl es einem die rutschige, aber sehr schicke Metall-Rückseite das gerne schwer macht.
Leistungsmäßig kann das 6P mit dem Snapdragon 810 punkten und muss sich in Performancefragen nicht verstecken. Dazu ist der Arbeitsspeicher so großzügig gestaltet, dass hier nichts hakelt oder stockt. Eine wirklich großartige Kamera, der Fingerabdruckscanner und nicht zuletzte die Verarbeitung sorgen dafür, dass das Nexus 6P in meinen Augen ein absolutes Top-Teil ist.
Wer es gerne ausführlich will, der liest einfach weiter.
Ich hatte die Möglichkeit, mir das Nexus 6P, das letztjährige Flaggschiff-Phablet aus dem Hause Google zwei Wochen lang anzuschauen und in den Vergleich mit dem kleineren Nexus 5X zu setzen. Ein Dankeschön an dieser Stelle in Richtung Google für die Leihstellung!
Design, Größe, Haptik
Das Nexus 6P ist kein kleines Gerät, das vorweg. Wer kein Freund von Geräten jenseits von 5,2-5,5 Zoll ist, der wird seine liebe Mühe mit dem Phablet haben. Ich persönlich bin einer dieser Menschen – ich habe zwar beiweitem keine kleinen Hände, aber bei einem 5,7 Zoll großen Panel ist auch bei mir Feierabend mit Einhandbedienung. Hinzukommt, dass das Material des 6P auf jeden Fall rutschig ist. Das matte Metallgehäuse fühlt sich extrem wertig an und ist fast immer kühl in der Hand – das gefällt dem einen und der andere mag es gar nicht.
Und trotzdem: Großartig sieht das Teil auf jeden Fall aus!
Die metallene Rückseite beherbergt im oberen Drittel den Fingerabdruckscanner, darüber erhebt sich kurz nach dem Mikrofon das gesamte Gehäuse in einen Glasstreifen, in dem Kamera, Blitz und Laserautofokus sitzen. Dabei werden die wenigsten Bilder diesem „Buckel“ gerecht – er ist nicht so prominent, wie er auf Fotos aussieht. Außerdem sorgt er dafür, dass das Phablet sehr ruhig auf dem Tisch liegt und nicht wackelt.
Auf der rechten Seite findet man den Ein/Aus-Schalter und die Lautstärkewippe; beide haben einen sehr guten Druckpunkt und sind ebenfalls aus Metall gefertigt. Der Power-Button ist schraffiert, was ihn deutlich leichter identifizieren lässt, als etwas beim Nexus 5X. Auf der rechten Seite findet sich der SIM-Karten-Slot, auf der Unterseite der USB Typ-C Anschluss und oben der Kopfhöreranschluss. Schade, da gefällt mir das Nexus 5X ein bisschen besser – ich mag es einfach, wenn die Kabel einheitlich eingesteckt werden.
Auf der Front findet man das 5,7 Zoll große AMOLED Panel, das im oberen und unteren Rand von Stereo-Frontlautsprechern begleitet wird und die obligatorische Frontkamera mit 5 Megapixeln. Sonst nichts. Der obere und der untere Rand hätten für meinen Geschmack ein wenig schmaler ausfallen können. Das hätte das Nexus 6P sicherlich ein wenig handlicher gemacht – aber es hat wohl nicht sollen sein.
Leistung / Performance
Hier kann ich mich eigentlich ziemlich kurz fassen: das Nexus 6P hat mich nie im Stich gelassen. Der Snapdragon 810 in Kombination mit 3GB RAM haben stets geliefert, was ich ihnen abverlangt habe. Zusammen mit der Adreno 430 GPU waren auch die obligatorischen Spiele-Einlagen kein Problem.
[expand title=“Benchmark-Ergebnisse des Nexus 6P“ scrollonclose=“auto“]
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Insgesamt sollte das auch nicht verwunderlich sein: Das Nexus 6P ist Googles Flaggschiff, während das 5P eher den Mid-Range Bereich abdecken sollte. Mit dem, was in dem Phablet steckt ist es meiner Meinung nach auf jeden Fall auch für das Jahr 2016 und die Konkurrenz, die jetzt eher den Snapdragon 820 beherbergt, gut aufgestellt.
[expand title=“Spezifikationen des Nexus 6P“ scrollonclose=“auto“]
Display | 5,7 Zoll IPS LCD |
Auflösung | 2560 x 1440 (515 ppi) |
CPU | Snapdragon 810 (4x 1,8GHz + 4 x 1,44GHz) |
GPU | Adreno 430 |
RAM | 3 GB RAM |
Speicher | 32GB |
Akku | 3450mAh |
SIM | nanoSIM |
Abmessungen | 159,3 x 77,8 x 7,3 mm |
Hauptkamera | 12,3 Megapixel |
Frontkamera | 5 Megapixel |
Modem | GSM, HSPA, LTE |
WLAN | 802.11 b/g/n/ac |
Bluetooth | 4.1, LE |
USB | Typ C, 2.0 |
Betriebssystem | Android 6.0.1 |
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Akkuleistung / Quickcharge
Bei den beiden neuen Smarpthones hat Google eine Schnellladefunktion integriert, die erfreulicherweise in der Tat ziemlich schnell lädt… Allerdings hatte ich zu dem Zeitpunkt dieser Ankündigung bereits eine schreckliche Befürchtung: der Akku wird wohl nicht der Hammer sein. Das traf auch auf das Nexus 5X zu – beim Nexus 6P steckt allerdings ein noch größerer Akku bei (fast) gleichen Spezifikationen, als im Moto X Style drin – und der hatte mich schon in der Regel über den Tag gebracht.
Mit über 3400mAh hat der Akku tatsächlich genug Puste gehabt, um meinen Tag abzudecken. Dabei bin ich nur ein oder zwei Mal in die Verlegenheit gekommen, das Quickcharge-Feature zu nutzen und konnte hier, genau wie beim 5X innerhalb einer doch ziemlich kurzen Zeit 30-50 Prozent in etwa einer halben Stunde in das 6P pumpen. Vorausgesetzt natürlich, ich habe ein entsprechendes Netzteil und ein USB Typ-C Kabel zur Hand.
USB Typ-C
Der neue USB-Anschluss bedarf in jedem Fall eines eigenen Abschnitts. Allerdings nur der Entmystifizierung wegen.
USB Typ-C ist eine tolle Sache, keine Frage; man braucht sich nicht darum zu sorgen, ob man das Kabel richtig herum reinsteckt. Es bietet theoretisch sehr viel höhere Datenraten als herkömmliche microUSB-Anschlüsse und ist in der Theorie ein echter universeller Anschluss, über den man Laden, Daten übertragen, externe Datenträger anschließen oder ganze Displays betreiben kann. Ist es aber ein Killer-Feature? Nicht wirklich.
Alleine die vielen Typ-C Kabel, die im Umlauf sind und teilweise sogar das Gerät schädigen können, sprechen schon nicht unbedingt dafür. Ordentliche Kabel kosten dann schon deutliche, zweistellige Beträge. Das Nexus 6P kommt im Gegensatz zum 5X mit zwei Kabeln; einmal Typ-C auf Typ-C und einmal USB A auf Typ-C. Sehr erfreulich, dass Google hier er auch die Nutzer denken, die kein Chromebook Pixel oder das neue Macbook ihr Eigen nennen, aber das zweite Kabel ist ziemlich kurz geraten und eher nur etwas für den Notfall. Um einen zusätzlichen Kauf kommt man auch hier nicht wirklich herum.
Wenn ein Smartphone einen Typ-C Anschluss hat: super! Wenn es noch mit microUSB arbeitet: nicht schlimm. Meine Meinung.
Fingerabdruckscanner
Kurz und knapp: der Fingerabdruckscanner ist eine verdammt feine Sache. Er reagiert super schnell, entsperrt in 98% der Fälle verlässlich das Gerät und die Positionierung auf der Rückseite gefällt mir nicht nur deutlich besser, als auf der Front, sondern lässt den Zeigefinger ganz natürlich seinen Platz finden und sorgt damit immer wieder dafür, dass das Smartphone quasi schon entsperrt ist, wenn ich aus der Tasche nehme. Genial!
Würde ich aber auf einen Fingerabdruckscanner in einem Smartphone beharren? Wohl eher nicht. Face-Unlock, Muster, Passwort oder PIN funktionieren auch und kosten letzten Endes nicht so viel mehr Zeit. Nachdem ich die Vorzüge des Scanners nun lange genug genießen konnte, würde ich aber auch wieder ohne zurecht kommen.
Kamera / Sound
Ein Punkt, in dem sowohl das Nexus 6P als auch das Nexus 5X brillieren, ist die Kamera. Google hat einen großartigen Sony-Sensor im Einsatz und das macht das Knipsen zu einem der Highlights mit beiden Geräten. Man macht einfach mit die besten Bilder, die man derzeit mit einem Smartphone machen kann. hands down. Die Google-Kamera App lässt zwar diverse Möglichkeiten zum Einstellen gänzlich vermissen, dafür aber fokussiert sie verdammt schnell und knipst genau so schnell. Auto-HDR+ macht großartige und schnelle Bilder und ich hatte nie einen Grund es zu deaktivieren. Der deutlich größere Bildsensor sorgt für Bilder mit toller Qualität, wo andere Smartphones nur noch Rauschen und Schlieren erzeugen. Wenn ich ein Wunschsmarpthone zusammenstellen könnte, wäre diese Kamera auf jeden Fall da drin.
Beispielfotos des Nexus 6P
(Link zu Google Fotos)
Die Stereo-Frontlautsprecher des Nexus 6P waren für mich auf der einen Seite eine willkommene Abwechslung zu dem krachenden Klangbrei, den ich aus dem Nexus 5X gewohnt bin. Zwar können die Speaker des von Huawei gefertigten Geräts nicht mit dem mithalten, was Motorola mit dem X Style abgeliefert hat, aber alleine die Tatsache, dass der Klang in Stereo aus dem Gerät heraus kommt, macht jedes (YouTube-)Video und jede kleine Spiele-Einlage so viel besser.
Die Lautsprecher klingen zwar leider auf voller Lautstärke etwas blechern und plötzlich fehlt ihnen da ein wenig ‚Arsch‘, aber dafür lassen sie in Sachen Lautstärke wenig Wünsche offen. Im Gegensatz zum Nexus 5X hat hier ein kurzes Nach-Tunen mit einem Equalizer schon einen riesen Unterschied im Klang gemacht.
Fazit
Das Nexus 6P ist ein verdammt feines Teil. Die Leistung ist immer da, der Akku hat mich nicht im Stich gelassen, die Kamera ist einfach so, so, so gut und das Stock Android Erlebnis würde ich gegen keinen Skin eines Herstellers eintauschen wollen. Während die metallene Rückseite zwar super wertig aussieht und sich auch so anfühlt, würde ich aber eventuell auf ein Skin setzen oder eine dünne Hülle um das Phablet legen – ansonsten ist es einfach zu rutschig und man hat häufiger Angst, dass einem das Teil entgleitet.
Leider ist das Nexus 6P seit dem Release nur wenig im Preis gefallen und kostet teilweise immer noch 600-700 Euro. Ob ich mir für etwas weniger nicht eventuell ein anderes Phablet, das gleich ausgestattet ist holen würde…? Vielleicht.
Abschließend bleibt die Erkenntnis, dass ich entgegen meiner bisherigen, kategorischen Ablehnung gegenüber größeren Smarpthones vielleicht doch umdenken muss kann.