Ich hatte für ein paar Wochen von der Firma Kazam, die wir das erste Mal auf der IFA 2014 kennengelernt hatten, ein bemerkenswertes Smartphone geliehen bekommen: das Tornado 348.

 

 

 

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Verarbeitung

Das Tornado 348 ist mit 5,1 Millimeter Dicke aktuell das dünnste Smartphone der Welt. Dabei hat man aber qualitativ keine Abstriche gemacht; das Smartphone ist beidseitig mit Gorilla Glass 3 versehen, dazwischen sitzt ein Gehäuse aus Aluminium. Dadurch fühlt sich das Smartphone zum einen auffallend hochwertig an, wenn man es das erste Mal in die Hand nimmt – andere Smartphone, die man danach anfasst, wirken dann manchmal etwas plump. Aber nicht nur wegen der verwendeten Materialien; Denn das Tornado 348 ist bei 139,9*67,5*5,1 mm gerade einmal 91 Gramm leicht. Danach wirkt fast alles andere richtig schwer. Allerdings führte das einige Male dazu, dass man mich ernsthaft fragte, ob es sich um einen Dummy handeln würde. Man erwartet einfach nicht, dass ein Handy so wenig wiegt.

Insgesamt ist das Tornado sehr gut verarbeitet, nirgendwo findet man Spaltmaße, es knarzt oder knackt nirgends – wie auch? Das Gerät ist bei der Dicke so vollgestopft, dass innen drin sicherlich kein Haar mehr rein passt.

Allerdings kommt auch das mit einem Preis: durch das Glas neigt das Tornado 348 gerne dazu, auf etwas schrägen Oberflächen zu wandern. Mir ist es zum Glück nie passiert, dass das Smartphone irgendwo heruntergefallen ist, aber ein wenig Gefälle und man kann richtig zusehen, wie es langsam aber sicher den Gesetzen der Schwerkraft folgt. Hier sollte man Obacht geben!

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Spezifikationen

Auf der Front befindet sich ein 4,8 Zoll großes Super AMOLED Display, das mit 1280*720 Pixeln auflöst. Das wirkt zwar vielleicht für heutige Verhältnisse etwas überholt, sieht man an allen Ecken Displays mit Auflösungen von 1080p oder 1440p, das Tornado 348 kommt aber trotzdem auf über 300ppi. Damit bietet es bei normaler Distanz zwischen Auge und Smartphone trotzdem immer ein scharfes Bild, das auch bei hellem Umgebungslicht immer recht gut zu erkennen war.

Im Inneren werkelt ein Mediatek Octa-Core Prozessor (MT6592 – 1,7 GHz Cortex A7), der von 1GB RAM unterstützt wird. Damit bietet es für „normales“ Benutzen absolut ausreichende Performance, spielen kann man damit, allerdings kann es bei sehr vielen offenen Anwendungen schon einmal zu kleinen Denkpausen kommen. Als Betriebssystem kommt Android KitKat (4.4.2) zum Einsatz, für die Verbindungen stehen WLAN (b/g/n), Bluetooth 4.0, A-GPS und HSDPA zur Verfügung – LTE sucht man vergebens. Der nicht erweiterbare Speicher beträgt 16GB, wovon nach Abzug aller Systemdaten knapp 10GB bleiben.

Auf der Vorderseite befindet sich eine 5 Megapixel Kamera, rückwärtig knipst eine 8 Megapixel Kamera.

 

Display

Kommen wir noch einmal zu dem Punkt, der vielen Enthusiasten vielleicht aufstoßen könnte: das Display des Tornado 348 misst 4,8 Zoll in der Diagonalen und bietet eine Auflösung von 720p. Damit kommen wir auf jeden Fall schon mal auf 306 Pixel pro Zoll – was als die Grenze dessen angesehen wird, was das menschliche Auge als „scharf“ erkennt. Die Diskussion, wie hoch eine Displayauflösung sein soll, kann oder darf, ist eine müßige und jeder vertritt gerne seine feste Meinung.

Ich kann nur eines Sagen: das Display des Kazam 348 ist schön scharf, bietet als AMOLED-Display hohe Kontraste und knackige Farben und ist klein genug, um noch einhändig bedient zu werden und groß genug, dass man darauf angenehm Videos gucken kann oder Spielchen spielen. Allerdings war das Display bei meinem Gerät ein klein wenig warm-gelblich. Nicht arg, aber 100%ig weiß war es nicht.

Außerdem: als AMOLED-Display bietet es die Möglichkeit Aktive Benachrichtigungen darzustellen, wie man es zum Beispiel von Motorolas Moto Gs oder Moto Xs kennt (zum Beispiel übrigens mit dieser App).

 

Der Akku

Mir ist immer viel daran gelegen, dass man mit einem Smartphone gut über den Tag kommt. Ich möchte mich nicht nachmittags sorgen müssen, ob ich das gerät noch einmal für eine halbe Stunde oder Stunde an den Strom hängen muss (auch wenn der Trend aktuell wohl dahin geht, denkt man an Samsungs oder Motorolas Quick-Charging Features).

Und hier konnte das Tornado 348 absolut punkten: solche Werte hatte ich seit meinem Galaxy Note 2 nicht mehr. Das Kazam kam an den meisten Tagen tatsächlich auf eine Screen-On Zeit von rund 3 Stunden. Drei. Stunden. Dagegen wirkte mein Moto X 2014 im Anschluss in Sachen Akku richtig unterversorgt.

Bei (für mich) normalen Benutzung – das beinhaltet viel surfen (mobil und WLAN), viel schreiben, diverse Postfächer synchronisieren, viel lesen, viel Musik – hatte ich am Ende des Tages, wenn ich das Smartphone über Nacht an das Netzteil angeschlossen habe, häufig noch zwischen 25% und 35% Restakku. Ein Mal habe ich es komplett leer bekommen, aber das war dann auch erst morgens um halb 4.

Dabei war es überraschenderweise für mich unerheblich, ob ich den „CPU-Energiesparmodus“ (der die maximale Tatkrate begrenzt) aktiviert hatte, oder nicht – das Tornado 348 lief einfach ewig.

 

Performance

Vorweg: Die Leistung des OctaCore-Prozessors von Mediatek war für mich immer ausreichend. Wenn ich spiele, spiele ich casual games oder mal ein paar Runden Hearthstone. Letzteres konnte ich leider nicht mehr testen, aber auch (grafisch) etwas anspruchsvollere Titel, wie Ultimate Spiderman oder die Temple Run Spiele liefen ohne Probleme. Bei Titeln, die die CPU und GPU richtig stark belasten, hatte das Tornado 348 allerdings manchmal ein wenig Probleme hinterher zu kommen.

Sieht man aber von dem „High-End“-Gaming ab, bietet das Smartphone mit dem verbauten Prozessor und dem Arbeitsspeicher genug Leistung. Letzterer ist zwar auch nicht mehr all zu zeitgemäß, aber wer auf grafisch sehr anspruchsvolle Titel verzichten kann, dürfte hier nicht enttäuscht werden. Das alltägliche Multitasking fluppt mit nur 1GB RAM trotzdem in den meisten Fällen gut. Auch wenn das Smartphone manchmal auch schon einmal eine halbe Sekunde braucht, bis es zum Beispiel eine App verlässt.

 

Bedienung

Auch wenn die Bedienung in Hinblick auf die Performance in meinen Augen bei dem Preis für das Gerät verhältnismäßig gut ist, würde ich hier gerne einen der zwei großen Kritikpunkte unterbringen: die kapazitiven Tasten unterhalb des Displays.

Vielleicht bin ich einfach zu blöd oder motorisch nicht in der Lage – vielleicht habe ich auch einfach zu lange fast ausschließlich Smartphones mit On-Screen Tasten benutzt – aber die Tasten unterhalb des Displays haben mir in der allermeisten Zeit eher Kopfschmerzen, anstelle von Freude bereitet. Viel zu oft kam es vor, dass ich bei der ganz normalen Benutzung des Smartphones auf eine der Tasten gekommen bin und das Menü geöffnet habe, die Zurück-Taste erwischt habe, oder komplett aus der App gegangen bin. Schaut man sich ein Video an, muss man immer aufpassen, dass man nicht aus Versehen eine der Tasten berührt (besonders gerne die Home-Taste, weil der Daumen da ganz natürlich auf der Stelle liegt).

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Immer wieder habe ich unfreiweillig etwas gemacht und oft habe ich mir gewünscht, ich könnte die Tasten einfach deaktivieren. Leider.

 

Sound

Und hier ist der zweite (für mich doch recht schwerwiegende) Minuspunkt des Tornado 348: der Lautsprecher. Dieser ist rückwärtig verbaut, was in meinen Augen der erste Fauxpas ist; Lautsprecher, die nach hinten abstrahlen sollten der Vergangenheit angehören. Samsung hat Jahre lang darauf gesetzt und viele andere Hersteller haben bei sehr guten Handys dadurch das „Handmuscheln“ zu einer gängigen Praxis beim Schauen von Videos gemacht. Ich verstehe natürlich, dass das Tornado 348 bis auf den letzten Millimeter vollgestopft ist und vielleicht gab es schlichtweg keinen anderen Platz, als die Rückseite, wo man den Lautsprecher hätte unterbringen können, aber schade finde ich es trotzdem.

Leider überzeugte die Qualität ebenfalls nicht unbedingt. Im direkten Vergleich mit meinem Moto X oder dem Nexus 9 (beide mit Frontlautsprechern) wirkte das Kazam nicht nur leiser, sondern auch dünner und häufig etwas blechern. Schade.

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Zu guter letzt leidet der Lautsprecher auch unter dem dünnen und vor allem flachen Design des Smartphones: die Rückseite besteht wie erwähnt durchgehend aus Gorilla Glass und das hat zur Folge, dass das Smartphone die Lautsprecheröffnung quasi luftdicht abschließt, wenn dieses auf der Rückseite liegt. Dadurch tritt so gut, wie kein Ton nach außen, wenn man etwa Musik laufen lassen möchte. Viel schlimmer aber: wenn jemand anruft, kann es durchaus vorkommen, dass man das gar nicht hört – eben weil das Klingeln so sehr gedämpft wird.

 

Kamera

Die Kamera des Tornado 348 hingegen hat mich tatsächlich überrascht. Je besser die Lichtverhältnisse, desto besser waren die Bilder. Natürlich hält sie in keinster Weise mit den Fotos eines Galaxy S6 oder iPhone 6 mit, aber bei so einem dünnen Gerät (noch einmal: 5,1 Millimeter!) zu einem Preis von unter 300€ bekommt man meiner Meinung nach eine vernünftige Kamera. Die Details ließen zwar manchmal etwas zu wünschen übrig, aber das Gesamtbild hat in der Regel überzeugt.

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Allerdings fällt die Qualität der Bilder mit dem verfügbaren Licht. Bei mäßiger Beleuchtung werden leider auch sofort die Fotos mäßig. Bei schlechtem Licht werden die Ergbnisse ebenfalls schlecht. Darunter leiden allerdings die allermeisten Smartphone-Kameras.

Auch wenn es immer sehr plump klingt: die Fotos sind mit denen einer richtigen Kamera nicht vergleichbar – wer aber (wohlgemerkt: bei gutem Licht) ordentliche Fotos haben möchte, kann zum Tornado 348 greifen. Nur bei dämmrigem Licht oder Laternenschein sollte man es lieber direkt lassen.

 

 

Fazit

Eine gewisse Zeit lang, während der ich das Tornado 348 von Kazam verwendet habe, hatte ich ernsthaft überlegt, ob ich umsteigen sollte. Da ich mich schon sehr daran gewöhnt hatte, habe ich auf dem Gerät Android Lollipop vermisst – es sei zwar in Planung, wann das Smartphone das Update erhalten wird, ist allerdings noch unklar. Ich würde grundsätzlich aber mit den richtigen Tools (root-Zugriff und Xposed Framework) die kapazitiven Buttons deaktivieren und Software-Buttons hinzufügen. Das ist bei anderen Smartphones, wie dem OnePlus One beispielsweise von Haus aus möglich und ich würde mir wünschen, dass Kazam diese Option ebenfalls anbieten würde.

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Und auch wenn der Lautsprecher leider nur schlechte Klangerlebnisse bot, würde ich darüber zugunsten der Akkuleistung des Handys hinwegsehen. Die ist und bleibt für mich eines der absoluten Highlights dieses Smartphones und ich kann denjenigen, die Wert auf eine lange Laufzeit des Geräts viel Wert legen, ohne sich ein sehr großes Gerät, wie eben ein OnePlus One oder Samsung Galaxy Note (1-4) zulegen zu müssen, das Tornado 348 in Hinblick auf Ausdauer empfehlen.

Dass das Gerät keine Möglichkeit der Speichererweiterung hat, hat mir keine Kopfschmerzen bereitet. Auch wenn 10GB für viele, die Mikro-SD Karten gewohnt sind, Kopfschmerzen bereiten werden, habe ich meine Standard-Musiksammlung von einigen hundert Liedern auf das Handy gebracht und Fotos geschossen und Daten heruntergeladen und alles andere getan, was ich sonst auch tue, ohne unter 3GB freien Speicher zu geraten.

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Zu guter Letzt hätte ich das Gerät wohl in schwarz bevorzugt. Ich hatte zum Testen die weiß-goldene (oder blau-schwarze? ;) ) Variante des Smartphones und das sind einfach nicht unbedingt meine Farben.

Insgesamt bekommt man hier aber ein rundes Paket für einen aktuellen Preis von etwa 250€ – und in diesem Preissegment bekommt man wohl nur schwerlich ein Gerät, dass in Sachen Verarbeitung, Design und Leistung ein stimmiges Bild abliefert (auch wenn man hier eben bei Kamera und Lautsprecher Abstriche machen muss).

 

 


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Von Michael

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