Ja, Virtual Reality ist derzeit einfach schwer gefragt. Jeder will sein Stück vom virtuellen Kuchen haben und man übertrumpft sich in Ideenreichtum, aber natürlich auch Spezifikationen. Wobei letztere einen gewissen Stand bieten sollten – wer einmal mit einem 720p, einem 1080p und einem 1440p Smartphone ein Google Cardboard verwendet hat, der wird wissen, was ich meine.
Darum hat Google auch für die noch nicht veröffentlichte, eigene VR-Plattform Daydream gewisse Standards festgeschrieben, die ein Smartphone erfüllen muss, um das Zertifikat „Daydream Ready“ zu erhalten. Unter anderem muss eine ausreichend leistungsstarke CPU und natürlich GPU eingesetzt sein, das Display muss eine besonders niedrige Bildwiederholungsrate haben und die Bewegungssensoren müssen besonders akkurat und schnell reagieren. Und offenbar ist das bei keinem Smartphone, das man heute für Geld kaufen kann der Fall.
Google schießt sich damit ganz klar ins eigene Bein
Damit sind selbst die aktuellsten die 600+ €-Geräte Galaxy S7 (zum Testbericht), HTC 10, LG G5 oder Huawei P9 nicht gut genug für das, was Google als untere Grenze für Daydream ansetzt – und die sind bereits mit den aktuellsten SoCs ausgestattet. Google selber entwickelt für Daydream mit dem Nexus 6P (zum Testbericht), das mit dem Snapdragon 810 und einem 1440p-Display aufwartet. Mit dieser Hardware erzielt man aber bereits sehr gute Ergebnisse mit einem VR-Headset – ich frage mich daher ernsthaft, wie viel besser ein Smartphone sein muss, dass „Daydream Ready“ sein soll…
Google schießt sich damit ganz klar ins eigene Bein. Eine VR-Plattform auf den Markt zu bringen, die gewisse Standards fordert ist völlig richtig und gut, klar. So kann man den VR-Hype ein wenig in geordnete Bahnen lenken und einen Rahmen schaffen, auf den sich vor allen Dingen der Kunde verlassen kann. Die speziellen Anforderungen aber so sehr zuzuspitzen, dass selbst knapp 700€ teure Smartphones dem nicht genügen sollen, halte ich nicht unbedingt für den richtigen Weg.
Höchst wahrscheinlich werden die beiden Nexus Smartphones, die dieses Jahr angeblich von HTC kommen sollen wohl die vorerst einzigen beiden Geräte sein, die „Daydream Ready“ sein werden. Vorher wird wohl auch die VR-Plattform selber nicht verfügbar gemacht (wie denn auch, wenn kein Smartphone gut genug ist?). Spätestens dann wissen wir wohl auch, wo, bzw. wie Google dann tatsächlich die Grenze zieht.
Quelle: golem