TL;DR
Nexus-Smartphones: war alles schon bekannt
Android Marshmallow: war alles schon bekannt
Chromecast: neues Design, wenig Neues
Chromecast Audio: coole Idee, aber nicht für den Preis
Pixel C: ist quasi nur ein neues Nexus 9
Ja, das war es also: das herbstliche Google Event. Mit wenig TamTam hatte Sundar Pichai gestartet und schon fast nebenbei erwähnt, dass man seit der Google I/O vor 2 Jahren von einer Milliarde aktiver Nutzer in der Zwischenzeit auf 1,4 Milliarden „30 day active users“ gewachsen sei. Und diesen 1.400.000.000 Nutzern bringt man nun neue Geräte, neue Dienste und neue Funktionen. Angefangen mit den beiden Smartphones
Nexus 5X und Nexus 6P
Vorweg muss man Google in der Tat eines vorwerfen: dieses Jahr hat man gar nichts, aber auch wirklich gar nichts geheim halten können. Vor allem die beiden Smartphones waren letzten Endes schon komplett bekannt, bevor sie heute Abend um viertel nach sechs vorgestellt wurden. Bravo dafür.
Die Präsentation hat sich übrigens fast ausschließlich mit dem Nexus 6P beschäftigt, das hier von Google eben in ein besonderes Licht gerückt wurde, während das Nexus 5X eher nur beiläufig erwähnt wurde. Das mag aber unter anderem daran liegen, dass sich beide Geräte nicht all zu viel tun, bzw. von wenigen (rein Leistungs-technischen Punkten) doch sehr gleich sind. Beide kommen mit dem Fingerabdrucksensor, den man Nexus Imprint nennt, der es ermöglichen soll, das Smartphone innerhalb von 600 Millisekunden zu entsperren und (anders als andere Scanner) mit der Zeit besser werden soll – also kein 3-minütiges Fingerabdruck-Beibringen mehr.
Viel interessanter aber waren die Informationen zu den Kameras der beiden Handys: die scheinen wohl identische Module verbaut zu haben, die über einzelne Pixel verfügen, die deutlich größer als die der Konkurrenz (und natürlich der Vorgänger) sind und fangen dadurch mehr Licht ein, als bisherige Sensoren. Einen ähnlichen Weg war man damals bei HTC gegangen, als man die „Ultrapixel“ vorstellte – was aber leider ziemlich floppte.
Aufgrund der größeren Pixel habe man übrigens auf einen optischen Bildstabilisator verzichtet, weil Bilder so auch weniger verwackelt sein sollen. Außerdem hat man den Kameras einen Slow-Motion-Modus spendiert, den andere Hersteller schon länger pflegen – richtig so.
Ansonsten muss man nüchtern betrachtet feststellen, dass es aus der Nexus-Abteilung nichts neues gab. Und zwar eben weil ja im Vorfeld schon so ziemlich alles bekannt war. Übrigens auch der Preis, der ja noch kurz vor Start des Events offengelegt wurde:
Ob sich auch die geleakten deutschen Preise bewahrheiten, hoffe ich in keinem Fall – aber darauf müssen wir wohl ohnehin erstmal warten, denn tatsächlich wird es das Nexus 5X und das Nexus 6P erst einmal nicht in Deutschland geben. Heute starten die Vorbestellungen der beiden neuen Smartphones in den USA und einer handvoll anderer Länder. In Deutschland aber müssen wir wohl noch eine unbestimmte Zeit auf die Geräte warten. Warum? Das weiß leider keiner.
Dafür gibt es jetzt aber sehr schöne offizielle Produktvideos mit denen wir uns trösten müssen:
Android Marshmallow
Auch hier muss man noch einmal sagen: wenig Neues. Das lag aber weniger daran, dass die Informationen in den vergangenen Tagen geleakt wurden, sondern eher daran, dass eigentlich alles schon vor einigen Monaten auf der Google I/O gesagt wurde. Man hat ein ausgereifteres Now On Tap gezeigt, noch einmal erwähnt, dass die neue Funktion mit dem Namen Doze die Standby-Zeit der Android-Geräte drastisch erhöhen kann, den neuen Appdrawer gezeigt (der mittlerweile bei den meisten bereits im Google Now Launcher verfügbar sein dürfte) und vorgeführt, wie die Sprachsuche jetzt auch innerhalb bestimmter Apps interagieren kann.
So richtig Neues? Fehlanzeige.
Chromecast und Chromecast Audio
Auch hier muss man sagen: Schon bekannt. Lediglich die Bilder der Geräte war man schuldig geblieben. Die Informationen, die vor einigen Tagen nach Außen gedrungen waren, haben sich aber bewahrheitet:
Es wird einen neuen Chromecast geben, der kann aber nicht so sehr viel mehr, als die aktuelle Version (Funken im 2,4GHz- und 5GHz-Bereich, Fast Play, sieht schicker aus), dafür aber kommt der neue Stick gar nicht als Stick, sondern als kleiner Puck, der mit einem HDMI-Kabel an den Fernseher oder die Anlage gehangen wird.
Ich bin trotzdem an Bord – der neue Chromecast kommt ebenfalls für lediglich 35$ auf den Markt und ganz ehrlich: da bin ich dabei! Den lege ich mir auch gerne oben auf meine Anlage, so dass ihn jeder sehen kann (wobei ich mir gewünscht hätte, dass der Stromanschluss vielleicht nicht genau gegenüber des HDMI-Anschlusses sitzen würde) und der alte Chromecast wird ins Schlafzimmer verbannt.
Der Chromecast Audio hingegen ist ein kleines Kuriosum: ebenfalls eine Scheibe, bietet er mehrere Audio-Ausgänge (Klinke, Stereo-Chinch, optisch) und soll so direkt an die heimischen Boxen angeschlossen werden – so zumindest von Google vorgestellt.
Nennt mich altmodisch, aber meine Boxen haben keinen der drei Anschlüsse, sondern werden über einen Verstärker betrieben. In meinem Fall hängen die an dem selben Verstärker, an dem aktuell mein Chromecast hängt und dadurch habe ich bereits die Möglichkeit, Musik über die heimische 5.1-Beschallung zu hören. Der Chromecast Audio soll also weniger „direkt in die Boxen“, sondern in eine Musikanlage oder Kompaktgeräte gesteckt werden (so viel Haarspalterei muss sein).
Die Idee finde ich mega gut! ABER nicht ebenfalls zu einem Preis von 35$!
Ansonsten glaube ich, dass sich viele Leute so ein Teil zulegen könnten – nicht zuletzt wegen der angekündigten Möglichkeit, über mehrere Chromecast Audios in verschiedenen Räumen die gleichen Songs zu spielen.
Pixel C – das neue Nexus 9
Und jetzt kommen wir zu einem sehr speziellen Gerät: Das Pixel C. Google versucht offenbar weiterhin an der Tablet-Idee fest zu halten und das finde ich auch grundsätzlich nicht falsch. Aber was man heute Abend präsentiert hat, ist eigentlich ein neues Nexus 9 zu zeigen:
Na? Fällt es jemandem auf? Soll ich mal ein Bild vom Nexus 9 holen?
Keine Frage: das Gerät sieht schicker aus und die Tastatur hat keine völlig unnnötige Emoji-Taste… aber sonst?
Das Pixel C kommt mit einem 10 Zoll großem, superhellem Display mit einer Auflsung von 2.560 x 1.800 Pixeln und einem Tastatur-Dock, das ganz cool magnetisch an dem Tablet haftet. Die Tastatur kann als Deckel vorne oder hinten dienen oder eben das Tablet halten und sich stufenlos neigen, um den Laptop-Flair zu erzeugen. Dabei lädt es übrigens induktiv am Tablet und soll bis zu 2 Monate Laufzeit bei täglicher Benutzung haben – das Keyboard-Cover, nicht das Tablet.
Bemerkenswert ist dabei allerdings wohl doch eher „nur“ die Tatsache, dass man es geschafft hat, die Tastatur-Tasten fast normal groß zu halten:
Aber auch hier muss man sich wieder die Frage stellen: sind Tablets mit so speziellen Betriebssystemen, wie Android und iOS noch relevant? Während der Präsentation war ich anfangs noch ziemlich geflasht – aber wer so richtig produktiv sein will, der holt sich vielleicht doch eher ein Surface 3 – das hat auch 10 Zoll, ebenfalls eine Tastatur, wenn man sie haben will und kann dank Windows auch echtes Multitasking und Multi-Windowing…?
In meinen Augen hätte Google hier alles auf eine Karte setzen sollen und anstelle von Android, Chrome OS einsetzen! Das hätte zum einem ein Zeichen gesetzt, das nicht nur „Chromebooks sind in vielen Schulen“ murmelt, sondern „Chrome OS ist ein zukunftsfähiges Betriebssystem, an das wir Glauben“ schreit. Aber das ist vielleicht nur meine Meinung. Letzten Endes entscheidet der Kunde darüber, ob ein solches Gerät eine Daseinsberechtigung hat. Und dafür muss der Kunde es erst einmal kaufen – für einen nicht-so-ganz-Schnäppchen Preis:
Am Ende bleibt bei mir ein wenig Ernüchterung, was natürlich zum Großteil daran liegt, dass man alle Nase lang Neuigkeiten aufgeschnappt hat und es wie gesagt, nichts wirklich geheimes, Neues mehr gab. Google hätte hier eine große Chance gehabt, ein oder zwei Sachen zu zeigen, mit denen keiner gerechnet hätte – dafür waren die mal bekannt. Klar, es wurden einige neue und auch ganz coole Features gezeigt, wie die Möglichkeit, ein Album in Google Photos mit anderen interaktiv zu teilen – aber da erschöpft sich auch gerade, was für mich noch hervor stach… Schade eigentlich. Vielleicht sollte man in Mountain View noch einmal die Herangehensweise an solche Events überdenken – und vor allem dafür sorgen, dass die eigentlich geheimen Infos auch geheim bleiben… ;)
Hier geht es übrigens zur offiziellen Ankündigung im Google Blog!