Heute startet Google offiziell den Verkauf von Google Home, dem smarten Heimlautsprecher, der in direkter Konkurrenz zu Amazons Echo steht und auf den wir fast ein Jahr hatten warten müssen. Aber offenbar hält sich die Begeisterung in Grenzen.

Vor fast einer Woche hatte ich auf Google+, wo unsere größte Community ist (gestern haben wir die 10.000 Follower für unsere Sammlung geknackt), gefragt ob ihr Interesse an Google Home habt und euch den Assistenten im zweifarbigen Ei holt. Drei einfache Antwortmöglichkeiten: ‚Ja, sofort‘ ‚Erstmal abwarten‘ und ‚Nicht interessiert‘ standen zur Auswahl und das Ergebnis hat mich ein wenig überrascht.

Von insgesamt 260 Stimmen planen nur 40 Personen (15%), sich den Heimlautsprecher zu kaufen. Es sind offenbar nicht alle so euphorisch, wie ich. Immerhin 111 Personen (43%) wollen erst einmal schauen, wie Google Home so ist – wahrscheinlich auch im direkten Vergleich zum Amazon Echo, der ja schon länger gekauft werden kann und eventuell schon in dem einen oder anderen heimischen Wohnzimmer steht. Fast genau so viele Nutzer, die erst einmal abwarten wollen, zeigen allerdings kein Interesse an Google Home. 109 Stimmen (42%) wollen sich den Heimlautsprecher aus Mountain View gar nicht zulegen.

 

Warum interessieren sich so viele nicht für Google Home?

Mehr als 1/3 der Stimmen sind nicht an Google Home interessiert. Aber warum ist das so? Ich kann nur spekulieren, aber ich halte zwei Punkte für realistisch: zum einen hat Amazon durch die längere Präsenz auf dem Markt und einiges an Werbung dafür gesorgt, dass viele Echos und Echo Dots bereits ihren Weg in viele Haushalte gefunden haben. Gerade bei Prime-Kunden bieten sich hier einige angenehme Vorzüge, wie etwa der Zugriff auf rund 2 Millionen Songs aus Amazon Music, die ohne zusätzliche Kosten verfügbar sind und so sparen sich viele direkt das Abonnement von zum Beispiel Spotify. Wobei der Zeitfaktor hier wohl stärker wiegt: wer schon ein oder zwei Echo- oder Echo Dot-Geräte zuhause hat, der braucht schlicht keinen weiteren smarten Lautsprecher.

Beim zweiten Punkt lehne ich mich mal weit aus dem Fenster: ich glaube, dass viele Deutsche noch immer sehr verkniffen sind, wenn es um die vielzitierte ‚Datenkrake‘ Google geht. Eine Firma, bei der sich immer noch die Aussage hält „die verkaufen deine Daten und dann wissen die immer genau, welches Video du wo geguckt hast“, wollen viele vielleicht nicht auch noch mit einer Ei-förmigen ‚Wanze‘ in ihr Haus lassen, die jedes Gespräch belauscht und eh man sich versieht, bekommt man nämlich Besuch von der Polizei, weil man etwas über Drogen gesagt hat.

Ja, ich übertreibe. Aber Fakt ist: So etwas hört oder liest man potenziell eher in Bezug auf den smarten Lautsprecher von Google, als den von Amazon oder den kommenden Apple Homepod. Fakt ist auch, dass Google für Personalisierung von (zu großem Teil) Werbung Handlungen, die mit dem Google Account verknüpft sind, analysiert. Hierzu ist man allerdings auch sehr transparent und hat eine eigene Seite nur für diese Erklärungen geschaltet: die findet ihr hier. Außerdem kann jeder sehr fein einstellen, was alles getrackt wird: auf dieser Seite könnt ihr Inhalte, Einstellungen für Werbung und eure Aktivitäten verwalten. Aber das tun nun mal auch nur die wenigsten.

 

Google muss sich beweisen

Ich halte das erste Argument für das, was gerade bei Technik-Interessierten am ehesten wiegt. Google Home muss erst zeigen, dass es nicht nur eine Konkurrenz zu Amazons Echo-Produkten darstellt, sondern diese eben mit Funktionen ausstechen kann, die Amazon so nicht liefern kann. Wer will kann jetzt schon seinen Kalender mit dem Echo zuhause verknüpfen und sich seine Termine für den heutigen oder kommenden Tag angeben lassen – den Google Kalender wohlgemerkt. In den Staaten startete man unlängst mit der Möglichkeit, Anrufe über die Echos zu anderen Nutzern zu tätigen.

Google Home muss für den Erfolg in Deutschland deshalb mindestens die volle Unterstützung von den hauseigenen Diensten liefern: Erinnerungen und Termine erstellen, Wecker stellen, Emails vorlesen und versenden, Routen zu Zielen abrufen, die Steuerung von etwa Chromecasts für die Musik- oder Videowiedergabe, Nachrichten über Allo und Hangouts versenden… Und das alles intelligent synchronisiert mit dem Smartphone, wie etwa die Routenplanung. Auch die Unterscheidung von mehreren Stimmen und die sichere Verknüpfung mit den dazugehörigen Konten ist gerade bei Google ein muss, damit nicht meinem Konto zugerechnet wird, wenn meine Frau sich Musik von Helene Fischer anhören möchte.

Vieles davon kann Google Home mittlerweile schon (weshalb wir ein Stück weit froh sein können, dass der Heimlautsprecher erst jetzt zu uns kommt). Bei vielen anderen Punkten muss sich Google dringend beweisen, denn sonst gibt es wenig Argumente, die die Nutzer eventuell doch noch umstimmen könnten, sich so ein Teil nach Hause zu holen.

 

Von Michael

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: