Smartwatches sind angekommen. Ob man sie gut findet, oder nicht; es gibt sie mittlerweile in einigermaßen großer Zahl und verschiedenen Ausführungen und spätestens seit Ende letzter Woche, als der offizielle Verkaufsstart der Apple Watch begann, wollen auch einige, die bisher gesagt haben „meh, doof, will ich nicht, brauche ich nicht“ eine haben.
Kein Wunder also, dass diverse Hersteller gleich mehrere Modelle auf den Markt werfen, um verschiedene Geschmäcker und Bereiche abzudecken.
Unter anderem zählt Asus nun dazu. Mit der Zenwatch hatte man vor ein paar Monaten eine Smartwatch mit Android Wear vorgestellt, die optisch einiges hermachte und auch von den inneren Werten ansprechend war (und noch ist). Jetzt legt man eine zweite Uhr nach, die sich allerdings in erster Linie an diejenigen richtet, die gerne ihre körperlichen Tätigkeiten (und die ihrer Familienmitglieder…?) überwachen und beim Training an die virtuelle Hand genommen werden wollen. Die VivoWatch.
„Ja, und? Was kann sie?“ war mein erster Gedanke und ich stellte kurz darauf fest: gar nicht so viel. Asus bewirbt die Uhr nicht als Smartwatch mit Funktionen, wie sie die Pendants von Apple, Sony, Motorola oder Samsung liefern – die VivoWatch ist vielleicht eher vergleichbar mit einem Jawbone oder Fitbit. Nur dass man hier die Fitness-tracking-Funktionen nicht in ein schmales Armband integriert hat, sondern in eine ausgewachsene Uhr.
Im Fokus stehen eben auch diese Funktionen für Asus: Pulsmesser, Bewegungssensor, Schrittzähler, die Überwachung des Schlafes. Das kann man mit einer versprochenen Akkulaufzeit von 10 Tagen auch ruhig tun; ein Grund, weshalb andere Smartwatches nicht für eine volle Überwachung des Biorhythmus geeignet sind, ist die Tatsache, dass die meisten eben nur Saft für einen vollen Tag haben und abends zum schlafen die Steckdose brauchen.
Wie Asus das allerdings bewirbt, finde ich dann wieder etwas suspekt: während ich den schmalen Balken unterhalb des Displays der Uhr, der beim Training grün oder rot leuchtet (je nachdem, ob euer Puls für effektives Training genau richtig oder zu hoch ist) für eine gute Funktion halte und das bei diversen sportlichen Aktivitäten praktisch sein kann, erscheinen vor meinem geistigen Auge amerikanische Vorstadt-Daddies und -Mutties, die mit dem Family-Tracking ihren Kindern immer wieder kleine Nachrichten schicken: „du hast wieder bis halb 3 geschlafen, das habe ich genau gesehen“, „heute war ich 30 Minuten Nordic Walken“…
Das wird dann als liebevolles Umsorgen dargestellt, ich befürchte aber, dass das nur zu innerem Stress bei denen führt, die sich dadurch beobachtet fühlen und denen, die sich nur noch mehr sorgen werden. Und dann wundert sich keiner, warum Papa Freitags Abends, wenn die Tochter feiern ist, einen Ruhepuls von 106 hat.
Apropros Umsorgen; die VivoWatch kommt mit einer Funktion, die mir die Tränen in die Augen treibt: dem Happiness Index. Ja, die Uhr misst in der Tat eure Happiness. Und drückt sie in Zahlen aus. Das hätte man nicht „Sport Index“ oder „Activity Meter“ nennen können. Nein, ich möchte mir gerne von der Uhr sagen lassen, wie glücklich in bin. In Zahlen. Ich zitiere ich einmal Tomas Hayo und werfe Asus ein liebevolles „come on!“ entgegen – das muss doch wirklich nicht sein.
Zu guter Letzt kann die Uhr dann auch noch, was schon die erste Sony SmartWatch konnte: Benachrichtigungen anzeigen und darauf hinweisen, dass man angerufen wird.
Ob jetzt für die rudimentären Fitness-tracking Funktionen der oder die Einzelne direkt eine komplette Uhr haben muss, oder ob es nicht auch ein „einfaches“ Fitness-Armband tut – oder man direkt den nächstgrößeren Schritt geht und sich eine „komplette“ SmartWatch kauft, die ebenfalls den Puls misst, Bewegung registriert und dazu auch noch ein paar weitere Funktionen beherbergt, muss letztendlich jeder selber wissen. Vielleicht reicht für einige schon die Tatsache, dass die Asus VivoWatch zumindest Akku-technisch die Konkurrenz in die Tasche steckt.