Gestern Abend hat Google den neuen Musikdienst YouTube Music weltweit, und damit auch für uns, zugänglich gemacht. Mein erster Eindruck ist aber noch durchwachsen…

Mit YouTube Music will Google (eigentlich YouTube selber, da beide Töchter von Alphabet sind) endlich einen einheitlichen Dienst anbieten, der Musikliebhabern eine Plattform gibt, um sich beschallen zu lassen. Meine Ansprüche an YouTube Music sind indes groß, da ich ein sehr zufriedener Nutzer von Google Play Musik bin und dort auf Zuruf spontane Mixe bekomme, die meinen Musikgeschmack treffen. YouTube Music hat hier aber noch Nachholbedarf.

Vielleicht erst einmal ein paar Worte zur Oberfläche. YouTube Music ist in 3 Bereiche aufgeteilt: Start, Hotlist und Bibliothek. Damit orientiert man sich sehr stark an der Aufteilung vom „regulären“ YouTube. Start schlägt Musik(videos) vor, die mir gefallen könnten/sollten, die Hotlist zeigt alle Musik, die gerade ‚trended‘ und die Bibliothek meine Sammlungen, Mixe, Songs, die mir gefallen. Die Anordnung und Idee gefällt mir grundsätzlich gut – allerdings frage ich mich, welche Daten man hier zurate zieht… Ja, ich habe mir mal diesen einen Clip vom Splash angesehen, aber das heißt nicht, dass ich alle Klamotten der Straßenbande, Mandy Marc und Frauenarzt und Summer Cem mag und hören will. Andere Interpreten, die ich mir regelmäßig auf Google Play Musik (aber auch auf YouTube) angehört habe, erscheinen in meinen Vorschlägen einfach gar nicht. Die Hotlist habe ich jetzt bereits 4 oder 5 Mal komplett übergangen – genau wie die Trends bei YouTube – ich glaube nicht, dass ich hier besonders häufig Halt machen werde.

Ein wenig Kurios sind sie „Songs, die ich mag“ in meiner Bibliothek. Ich hatte keine Ahnung, was YouTube alles als „Musik“ deklariert – denn einiges was ich hier finde habe ich aus YouTube-, bzw. Video-Aspekten mit meinem Like versehen. Es fühlt sich ein wenig eigenartig an, diese Titel hier vorgeschlagen zu bekommen. Auf der anderen Seite habe ich auf Anhieb schon 3 Videos gefunden, die ich schon fast wieder vergessen habe und mir gerne direkt wieder angehört oder angesehen habe.

Und hier sind wir bei einem ganz deutlichen Pluspunkt von YouTube Music: die Möglichkeit, einen Song, zu dem es einen Clip gibt, ohne jede Unterbrechung zwischen reiner Audio- und der Videowiedergabe hin und her zu schalten, ist schon ziemlich cool. Ich habe also vielleicht spontan Lust mit Yellow Bar Mitzwah von Spongebozz anzuhören, aber vielleicht reicht mir das nicht – also muss ich nur eine Schalter umlegen und bekomme sofort das Video an genau der Stelle, an der ich gerade war. Ohne Unterbrechung. seamless. Schon cool. Warum mir als nächstes ein Video von Tanzverbot vorgeschlagen wird, verstehe ich wiederum nicht.

 

Einen Punkt in Hinblick auf die Videowiedergabe muss ich allerdings deutlich bemängeln. Als Besitzer eines Pixel 2 XL (oder jedes anderen Smartphones mit einem 2:1-Display) bin ich bei Videos mit Letterboxen gewöhnt, das Bild aus dem 16:9-Format heraus zu ziehen und auf den Bildschirm zu strecken. Kann YouTube Musik nicht. Das heißt allerdings, dass alle Videos, die in 16:9 hochgeladen und mit cinematischen Letterboxen versehen sind, auf meinem Display einfach ringsherum in schwarz eingelassen sind. Wie doof ist das denn?

Was mir allerdings aktuell am meisten bei YouTube Musik fehlt, ist eine Integration meiner Bibliothek oder der Daten aus meinem Profil bei Google Play Musik. Solange ich nicht auch die die Playlist „Sonnige 60er“ oder die diversen Mixe, die angeboten werden, abspielen kann, fehlt mir etwas was mich noch davon abhält komplett zu wechseln. Leider habe ich damit wieder einen Google-Dienst, den es in zwei Ausführungen gibt und ich stehe nun hier, genau wie bei GMail und Inbox oder Hangouts und Allo vor der Frage, welchen ich denn jetzt wofür verwenden soll. Außerdem ist meines Wissens noch immer nicht klar, was mit den bis zu 50.000 Liedern, die man bei Google Play Musik aus der eigenen, privaten Sammlung an MP3s hochladen kann, passiert.

Bis dahin darf man sich allerdings als Abonnement von Google Play Musik darüber freuen, dass etwa die Werbefreiheit von YouTube Music als Inklusivleistung der bereits bezahlten Beiträge enthalten ist. Aber wie gesagt: damit habe ich nur einen weiteren Dienst, auf dem ich ohne Werbeunterbrechung Musik hörne kann. Hm.

 

Download und Preise

YouTube Music kann unabhängig von einem Abonnement installiert werden, unterliegt dann aber den selben Regeln, was Werbung angeht, wie die normale YouTube App. Für 9,99€ bekommt man ein YouTube Music Einzelabo, YouTube Premium kostet 11,99€ und ein Familienabo für YouTube Music Premium kostet 15€.

[appbox googleplay com.google.android.apps.youtube.music]

 

Von Michael

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