Eine Nachricht machte gestern die Runde, die für viel Aufsehen gesorgt hat und vielerseits gefeiert wurde, bei der ich mir allerdings dachte „hm. na und?“: WhatsApp ist ab sofort weltweit für alle und für immer kostenlos. Yay, woo, juhuuu… oder?

Auf der DLD Konferenz in München sprach der Gründer des erfolgreichsten Messengers seit ICQ (manche werden sich noch daran erinnern), Jan Koum die magischen Worte und der halbe Erdball machte einen Freudensprung. Auf dem offiziellen WhatsApp-Blog heißt es:

(…) we’re happy to announce that WhatsApp will no longer charge subscription fees. For many years, we’ve asked some people to pay a fee for using WhatsApp after their first year. As we’ve grown, we’ve found that this approach hasn’t worked well.

Komplettes Statement von WhatsApp

 

Naja… laut Statista zählte Whatsapp im April 2015 immerhin rund 800.000.000 Nutzer. Ich finde, dass das ganz ordentlich aussieht.

whatsapp nutzerzahlen 2015 statista
Direktlink zu Statista

Und damit hat man nun einmal auch ganz ordentlich eingespielt. Bis dato hatte WhatsApp etwa 90 Cent pro Jahr pro Nutzer erhoben – das sind rund 720 Millionen Euro.

 

Aber trotzdem

Ich habe gestern ein paar Gespräche zu dem Thema geführt und alle meine Gesprächspartner waren der selben Meinung: „na, endlich!“ und „Gott sei Dank!“ waren im Grunde die Essenz der Reaktionen. Aber weswegen? wegen 0,89€ im Jahr?! Wegen 0,24 Cent pro Tag, an dem man den Messenger im Grunde 24 Stunden lang nutzen kann (die wenigen Störungen mal ausgenommen, die selber Shitstorms und Verschwörungstheorien hervorrufen)?

Ja, nicht jeder hat eine Kreditkarte im Play Store oder App Store hinterlegt und ist vielleicht nicht gewillt, eine 15€ Guthabenkarte dafür zu kaufen, aber mal ehrlich: für knapp 90 Cent pro bekommt ihr in keiner Kneipe ein 0,2er Bier oder in der Bäckerei ein belegtes Brötchen.

Ich bin zwar selber darüber erfreut, dass man statt der jährlichen Gebühr die Kosten nicht auf zum Beispiel Werbung setzt, hier wäre ein „Gott sei Dank“ angebracht (wobei der auch nichts damit zu tun hat), aber was denkt ihr denn, womit Facebook, denen WhatsApp ja seit einiger zeit gehört, die Kosten sonst decken will? Facebook, die Daten über die Nutzer sammeln und verkaufen? Luft und Liebe? Nicht, dass ich nicht glaube, WhatsApp verkaufe nicht jetzt schon die Bewegungs und Nutzungsdaten der 800 Millionen Nutzer, aber an Gutmenschentum braucht man hier zu glauben.

Und spätestens jetzt werden alle den Zeigefinger erheben, denn natürlich benutze auch ich den Messenger und werde ihn auch weiter benutzen, ja. Weil er sich schlicht so weit etabliert hat, dass es für die allermeisten Menschen einfach zum Standardkommunikationsmedium über eine Datenverbindung geworden ist. Auch für mich. Andere Messagingdienste verzeichnen zwar ebenfalls teils recht hohe Nutzerzahlen, aber diese leben dennoch in ihrer eigenen Blase.

Alle Datenschutz-Gedanken beiseite geworfen, ärgert mich aber an dem Aufbauschen dieses Themas letzen Endes doch nur eine Sache: dass man so einen Wind um 0,89€ macht. Sorry, aber da kann ich mich nur schütteln.

 

 


Quelle: whatsapp, statista, mobilegeeks

 

Von Michael

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: